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Publisert 30. mars 2000 | Oppdatert 31. mars 2000

Krönender Abschluss der Heiligland-Wallfahrt Papst Johannes Pauls II. - «Kathpress»-Korrespondentenbericht aus Jerusalem

Jerusalem, 26.3.00 (KAP) Als krönenden Abschluss seines Heiligland-Wallfahrt besuchte Papst Johannes Paul II. am Sonntag nacheinander die bedeutendsten jüdischen, christlichen und muslimischen Heiligtümer Jerusalems: die Al-Aksa-Moschee auf dem Haram-esch-Scharif, dem Tempelplatz, die Klagemauer (der Westwall des Tempels) und die Grabeskirche («Anastasis»). Der Papstbesuch an den Jerusalemer Heiligtümern der drei abrahamitischen Religionen, die bei allem Streit im Bekenntnis zum «Gott«Abrahams, Isaaks und Jakobs»einig sind, wird in die Geschichte eingehen. Nirgendwo ist die Verflochtenheit von spiritueller Größe, Last der Geschichte und politischer Aktualität deutlicher zu spüren als an den Jerusalemer Heiligtümern.

Dieser Atem der Geschichte wurde spürbar, als Johannes Paul II. unter scharfen Sicherheitsmaßnahmen auf der riesigen Tempelplattform eintraf. Auf dem Haram-esch-Scharif mit der Al-Aksa-Moschee und dem Felsendom, nach Mekka und Medina der drittheiligste Ort des Islam, wurde der Papst vom Großmufti Ikrima Sabri und Palästinenser-Politiker Feisal Husseini begrüßt. Der Groß-Mufti übergab dem Papst eine schriftliche Botschaft, und zog sich mit Johannes Paul II. zu einer halbstündigen Unterredung in das Waqf-Gebäude zurück (die Behörde für die islamischen frommen Stiftungen - Waqf - ist mit der Verwaltung der Heiligtümer betraut).«Wir wollen, dass die Stimme gegen die erhoben wird, die unsere Häuser zerstören und unsere Leute ins Gefängnis stecken«, sagte ein Sprecher. Und:«Es wird kein Frieden in Jerusalem sein, solange Israel seine Besetzung über die seit 1967 okkupierte Heilige Stadt aufrecht erhält«. Der Besuch des Papstes auf dem Haram-esch-Scharif bedeutete für das muslimische Geschichtsbewußtsein einen dramatischen Einschnitt: Denn in diesem Bewußtsein ist unvergessen, dass Al-Aksa-Moschee und Felsendom während des lateinischen Königreichs katholische Kirchen (Sancta Maria in Domnica und Templum Domini) waren.

Nächste Etappe war die Klagemauer, der von den Juden verehrte einzige Rest des im Jahre 70 von Titus zerstörten Tempels. Die letzten Schritte zur Mauer ging Johannes Paul II. allein, ohne Begleitung, ohne Fotografen. Bewegt stand er vor den großen Steinquadern. Und wie viele tausende Beter vor ihm, steckte der Papst einen Zettel in eine Mauerritze - darauf ein Auszug aus seiner großen Vergebungsbitte. Rabbiner Michael Melchior, Minister in der Regierung Barak, plädierte in einer eindrucksvollen Rede für eine neue Ära der Heiligkeit Jerusalems. Die Stadt dürfe nicht für politische Zwecke missbraucht werden und sollte aus allem Hass, Kampf und Blutvergießen herausgehalten werden.

Die Klagemauer ist die heiligste religiöse Stätte der Juden. Sie gehört zum westlichen Stützfundament des Herodianischen Tempels und ist nach allgemeiner Überzeugung der dem Allerheiligsten nächstgelegene Ort. Die deutsche Bezeichnung Klagemauer entspringt einer falschen Deutung der laut vorgetragenen Gebete frommer Juden; hebräisch heißt sie «ha Kotel», die Mauer, im Englischen Western Wall, also Westmauer. Sie ist etwa 48 Meter breit und 18 Meter hoch; weitere 18 Meter verbergen sich im Untergrund.

Dann die Messe in der Grabeskirche: Geleitet von muslimischen Wächtern - den traditionell gewandeten «Kavassen» - betrat Johannes Paul II. die Kirche, unter deren Dach sich die letzten Stationen des Kreuzwegs befinden - die Kreuzigungsstätte Golgotha und das Heilige Grab, aus dem Jesus am dritten Tag von den Toten auferstand. Zu den Klängen von Orgel und gregorianischem Choral zog der Papst in das von Kaiser Konstantin erbaute und von den Kreuzfahrern erneuerte Gotteshaus ein. «Lauda Jerusalem - Freue dich, Jerusalem», intonierte der Chor. Die Orthodoxen hatten in einer für Jerusalemer Verhältnisse sensationellen ökumenischen Geste eigens für den Papst den Beginn ihrer Sonntagsmesse verschoben.

Symbol der Zerrissenheit

Die Grabeskirche (das griechische Wort «Anastasis» bedeutet Auferstehungskirche) ist das bedeutendste Heiligtum der Christenheit - und zugleich Symbol ihrer Zerrissenheit. Die Christen verehren in der Kirche den Ort der Kreuzigung, Grablegung und Auferstehung Jesu. Nach den Erkenntnissen der modernen Archäologie spricht vieles dafür, dass Jesu Grab auf dem Gelände der Kirche lag. Anders als heute lag das Grundstück vor 2.000 Jahren außerhalb der Altstadtmauern.

Die erste Kirche an dieser Stelle wurde unter Kaiser Konstantin im 4. Jahrhundert errichtet. Daß der geistesgestörte Kalif Hakim im 11. Jahrhundert in sein bürokratisch durchorganisiertes Programm zur Zerstörung aller christlichen Kirchen im Heiligen Land auch die Grabeskirche einbeziehen wollte, war einer der auslösenden Faktoren der Kreuzzugsbewegung. Nach den Zerstörungen im 7., 11. und 19. Jahrhundert wurde die Grabeskirche immer wieder restauriert. Dabei entstand ein Gewirr aus Kirchen, Kapellen und Anbauten, in denen der einzelnen Ereignisse des biblischen Berichts gedacht wird.

Der heutige Bau geht teils auf das 12., teils auf das 19. Jahrhundert zurück, nachdem 1808 ein Feuer die Rotunde über dem Grab Christi zerstört hatte. Insgesamt erstrecken sich die einzelnen Gebäudeteile über eine Fläche von etwa 100 mal 120 Metern; nicht alle sind zugänglich. Die Grabeskirche ist heute - aufgrund eines von den osmanischen Behörden im 19. Jahrhundert ausgehandelten Kompromisses - gemeinsamer Besitz des griechisch-orthodoxen Patriarchats, des armenisch-apostolischen Patriarchats und der katholischen Franziskaner. Wenige Teile gehören der koptischen, der syrisch-orthodoxen und der äthiopisch-orthodoxen Kirche.

1995 einigten sich Orthodoxe, Katholiken und Armenier auf die weitere Renovierung und Ausgestaltung der Rotunde über dem Heiligen Grab. Anfang 1997 wurde die Neugestaltung der Kuppel abgeschlossen. Auch andere, meist dem griechisch-orthodoxen Patriarchat gehörende Teile des Gotteshauses wurden in den vergangenen Jahren renoviert.

Tief gebeugt betrat Johannes Paul II. am Sonntag die winzige Kammer des Heiligen Grabes. Im Gebet versunken, kniete er an der Stätte der Erlösung, wo der Leichnam Jesu nach der Kreuzigung niedergelegt worden war. «Hier, in der Grabeskirche... der Mutter aller Kirchen ... knie ich vor dem Ort seiner Grablegung nieder», bekannte der Papst, sichtlich ergriffen. Vom Heiligen Grab aus richtete Johannes Paul II. einen ökumenischen Aufruf an die Christenheit. «Möge Gott den Wunsch nach Einheit und Frieden aller bestärken, die das Geschenk des neuen Lebens» durch die Taufe erhalten hätten. Die Christen sollten «die Spaltungen überwinden und gemeinsam für den Aufbau einer Zukunft der Versöhnung, der Einheit und des Friedens eintreten».

Kathpress

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