Utl: Neuerlich wurde ein Bischof der regimetreuen Kirche mit dem Einverständnis des Papstes geweiht - Weihe wurde zudem nur von Bischöfen vorgenommen, die in Gemeinschaft mit Rom stehen =
Vatikanstadt-Peking, 11.5.00 (KAP) In den Beziehungen zwischen dem Vatikan und China bahnt sich offensichtlich eine Annäherung an: Erstmals wurde ein "patriotischer" Bischof nicht nur mit dem ausdrücklichen Einverständnis Roms geweiht werden. Der Vatikan konnte auch durchsetzen, dass die Weihe des 66-jährigen Zhao Fengchang zum Bischof von Yanggu (er ist zugleich auch Apostolischer Administrator von Linqing) am vergangenen Sonntag nur von Bischöfen vorgenommen wurde, die ebenfalls in rechtmäßiger Gemeinschaft mit dem Papst stehen.
Bereits im Mai des Vorjahrs hatte erstmals seit rund 40 Jahren in China eine "offizielle" Bischofsweihe mit päpstlicher Zustimmung stattgefunden: Damasus Zhang Han-min war von Johannes Paul II. als Bischof von Jilin in der Mandschurei bestätigt worden. Am 9. Mai wurde er bei einer großen Festmesse auf dem Vorplatz der Kathedrale von Jilin vom "patriotischen" Erzbischof von Shenyang (früher: Mukden), Pius Jin Pei-xian, zum Bischof geweiht, wobei zwei weitere "patriotische" Bischöfe (Andreas Zhu Wen-yu von Chifeng und Antonius Li-Duan von Xian) als Mitkonsekratoren fungierten. Zu Beginn der Weihezeremonie wurde die päpstliche Bulle in lateinischer Sprache verlesen; als Konzelebrant nahm auch der aus der Mandschurei stammende Altbischof von Suwon (Südkorea), Angelo Kim, an der Messfeier teil. Bischof Kim hatte dem Vatikan die Ernennung von Damasus Zhang Han-min empfohlen.
Noch im Jänner hatte die kommunistische Führung Chinas - zur Überraschung vieler Beobachter - einmal mehr Bischofsweihen innerhalb der staatlich genehmen, von Rom jedoch als politische Organisation abgelehnten "Chinesischen Katholischen Patriotischen Vereinigung" durchgesetzt. Ausgerechnet am Dreikönigstag, an dem Johannes Paul II. traditionell neue Bischöfe weiht, wurden in Peking im Beisein von Vertretern der Regierung und der Kommunistischen Partei fünf "patriotische" Bischöfe ordiniert.
In Kirchenkreisen drängte sich die Frage auf, ob die vom Vatikan kirchenrechtlich als illegal, aber sakramental als gültig betrachteten Bischofsweihen ein bewusster Affront gegen den Heiligen Stuhl waren. "Verwundert" und "enttäuscht" hatte dann auch Vatikansprecher Joaquin Navarro-Valls den Schritt Pekings kommentiert. Postwendend kritisierte das chinesische Außenministerium diese Äußerung als "Einmischung in innere Angelegenheiten". Kritik ernteten die Behörden aber auch von Bischöfen, Priestern und Gläubigen der "patriotischen" Kirche, die den Affront gegen Rom ablehnten.
Seit der kommunistischen Machtübernahme in China will der Staat die alleinige Kontrolle über jegliche Religionsausübung in der Hand behalten. Die katholische Kirche steht durch den in Rom residierenden Papst in den Augen Pekings unter dem Einfluss einer ausländischen Macht. Daher wurde den Gläubigen jeder Kontakt zum Vatikan verboten und die Religionsausübung nur im Rahmen der 1957 gegründeten "Patriotischen Vereinigung" gestattet.
Auch heute noch befinden sich zahlreiche Priester und Bischöfe der Untergrundkirche in Gefängnissen oder in Arbeitslagern, wenngleich es schon seit rund zehn Jahren einige positive Schritte gab. Der Vatikan erkannte zahlreiche Bischöfe der "patriotischen" Kirche an. Peking beharrte jedoch bisher auf der alleinigen Entscheidungsgewalt über die Ernennung von Bischöfen sowie auf dem völligen Abbruch aller diplomatischen Beziehungen zwischen dem Vatikan und Taiwan, das von China als "abtrünnige" Provinz angesehen wird. Diesem Wunsch ist Rom bereits vor Jahren entgegengekommen und hat die Nuntiatur nur noch mit einem Geschäftsträger besetzt. Vielleicht ist die jüngste Bischofsweihe ein weiterer Schritt auf dem Weg zu einer Normalisierung zwischen China und dem Vatikan. (Schluss)
11.05.2000 16:04
K200003023
KI/KAP (KathPress/Katolsk Informasjonstjeneste)