Schweizer Jugendbischof Martin Gächter: Jugendliche setzten Zeichen «weltweiter Geschwisterlichkeit» und entdeckten «Freude an der Begegnung mit Ausländern»
Bern, 31.8.00 (KAP) Der Schweizer «Jugendbischof» Martin Gächter hat das katholische Weltjugendtreffen vom 15. bis 20. August in Rom als ein Signal gegen den zunehmenden Nationalismus und Rechtsradikalismus gewürdigt. Die Jugendlichen hätten ein Zeichen «weltweiter Geschwisterlichkeit» im Geiste Jesu Christi und seiner Kirche gesetzt, betonte Gächter in einer Presseaussendung. Die insgesamt zwei Millionen Jugendlichen aus 160 Nationen hätten sich nicht nur zu den drei Großveranstaltungen mit dem Papst getroffen. Wesentlich seien auch die vielen Begegnungen untereinander oder in kleinen Gruppen gewesen, «wo viele Gespräche geführt, Freundschaften geschlossen, über die Lebensweise und die Probleme jedes Landes gesprochen wurde», hob der Bischof hervor.
Das besonders Wertvolle und Bleibende dieser Weltjugendtreffen bestehe darin, dass die Jugendlichen aufhörten, «national» zu denken oder «sich besser zu fühlen als die anderen». Gächter wörtlich: «Sie entdecken da die andern Nationen, ihre Lebensweise, ihre Lieder und Lebensfreude. Wenn sich heute viele Sorgen machen über den zunehmenden Nationalismus und Rechtsradikalismus bei jungen Menschen, kann man bei den Weltjugendtreffen genau das Gegenteil erleben: Da wächst die Freude an der Begegnung mit Ausländern». Die Fremdenangst werde überwunden, es gebe auch «keine Gewalt, keine Hooligans und Rowdys» wie etwa bei manchen Sportereignissen.
Nicht nur «konservative» Jugend
Die Jugendlichen kommen nach Einschätzung Gächters besonders wegen der Begegnung mit ihresgleichen zu den Weltjugendtreffen. Sie wollten diese große Gemeinschaft und den Frieden unter so verschiedenartigen Menschen im Zeichen Christi erleben. Sie wünschten sich auch eine bessere Zukunft dieser Welt. Gleichzeitig seien sie Papst Johannes Paul II. dankbar, dass er sie zu diesen Treffen einlädt und sein besonderes Vertrauen in die Jugendlichen setzt, diese bessere Zukunft zu suchen und aufzubauen. «Sie lieben den Papst, auch wenn sie nicht alle seine Worte befolgen. Sie lieben den Heiligen Vater eben genauso wie ihre Eltern, deren gute Ratschläge sie auch nicht immer befolgen, ohne damit den Eltern ihre Liebe auf zu kündigen!»
Es sei unzutreffend, so der Bischof weiter, diese Jugendlichen bloß als Papst-Fans oder als «konservativ» zu bezeichnen. Sie seien ganz unterschiedlich in ihren Einstellungen: oft kritisch, aber auch neugierig; einige seien kirchenfremd, andere in der Kirche engagiert.
«Religiöse Tiefe»
Der römische Weltjugendtag habe sich durch «eine besondere religiöse Tiefe» ausgezeichnet, stellte der Bischof weiter fest. Es sei nicht einfach um «moderne Events» gegangen, sondern «klassische Traditionen der katholischen Kirche wie Messfeier, Katechesen, Wallfahrt, Durchschreiten der Heilige Pforte, Beichte, Kreuzweg» seien neu und überzeugend präsentiert worden. Die Jugendlichen hätten diese Angebote überraschend gut angenommen. Sie hätten zudem große Strapazen auf sich genommen, um beispielsweise für die Abschlussfeiern in langen Fußmärschen in der glühenden Hitze nach Tor Vergata zu gelangen, so Gächter.
Kathpress