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Publisert 7. september 2000 | Oppdatert 7. september 2000

Protestanten und Anglikaner: Differenzen im Kirchenverständnis Haupthindernis für Einheit der Kirchen - Bischof Lehmann: Fehlende Einheit «für alle ein Wunde»

Bonn-London, 5.9.00 (KAP) Kritisch haben die evangelische und die anglikanische Kirche auf das neue Vatikandokument «Dominus Iesus» reagiert. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Manfred Kock, bezeichnete die Erklärung der Glaubenskongregation als Rückschlag für die Ökumene. «Die Zeichen aus Rom stehen auf Stillstand», sagte Kock am Dienstag in Hannover. Das Dokument verfestige das traditionelle Selbstverständnis der römisch-katholischen Kirche. Nach Ansicht der EKD werden in den Passagen zur Einzigkeit und Einheit der Kirche die römisch-katholische Kirche und Jesus Christus so nah aneinander gerückt, dass diese Aussagen für andere Kirchen nicht akzeptabel seien. «Die Kirchen der Reformation stehen für die Erklärung gewissermaßen auf der untersten Stufe der kirchlichen Rangordnung», kritisierte Kock.

Positiv äußerte sich der EKD-Vorsitzende aber zu Aussagen über die Einzigkeit und Heilsuniversalität Jesu Christi. Dem könnten die Kirchen der Reformation «gern und mit Nachdruck» zustimmen. Diese christologische Konzentration sei gerade im Dialog mit anderen Religionen durchzuhalten. Es überrasche jedoch nicht, dass die römisch-katholische Lehre von der Kirche über alle Differenzen in anderen Fragen hinaus das größte Hindernis für die Ökumene bilde. Nur langfristig sei beim Kirchenverständnis eine Verminderung und am Ende eine Überwindung trennender Differenzen zu erwarten.

Der anglikanische Primas und Erzbischof von Canterbury, George Carey, bedauerte, dass die katholische Kirche den Anglikanern den vollen kirchlichen Charakter abspreche. Dabei reflektiere die vatikanische Erklärung nicht ausreichend das «tiefere Verständnis», das während der vergangenen 30 Jahre im ökumenischen Dialog und in gemeinsamer Arbeit erreicht worden sei. Wörtlich erklärte Carey laut britischen Medien: «Die Kirche von England und die weltweite anglikanische Gemeinschaft akzeptieren nicht, dass ihre Ordnung des geistlichen Amtes und ihre Eucharistie in irgendeiner Weise defizitär sein sollen. Sie glaubt von sich selbst, ein Teil der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche Christi zu sein».

Lehmann: Klare Orientierungspunkte

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Karl Lehmann, betonte in Bonn, die vatikanische Erklärung biete «klare Orientierungspunkte für einen gedeihlichen Dialog mit den nichtchristlichen Religionen». Interreligiöser Dialog könne nur gelingen, «wenn wir nichts von dem ablehnen, was in anderen Religionen heilig und wahr ist, gleichzeitig aber auch die Wahrheit unseres eigenen Glaubens nicht verschweigen». Es gehe um eigene Selbstachtung ohne Zurückstellung eigener Überzeugungen.

Mit Blick auf die Unterscheidung zwischen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften, an die das Dokument erinnert, unterstreicht Lehmann, die fehlende Einheit sei «für alle eine Wunde». Die theologische Forschung müsse sich noch intensiver der weiteren Klärung dieser zentralen Frage zuwenden, die eng mit dem Problem der Einheit der Kirche verbunden sei. Unaufgebbare Voraussetzungen und bleibende Kriterien für die vollkommene Einheit der Kirche seien die apostolische Sukzession und die volle Wirklichkeit der Eucharistie.

Theologe: Wort zu sehr aktueller Problematik

Der Münchner Dogmatiker Ludwig Müller sagte gegenüber der deutschen katholischen Nachrichtenagentur KNA, Rom habe sich mit dem Dokument zur «pluralistischen Religionstheologie» zu einer sehr aktuellen Problematik geäußert. Auch Aussagen einzelner christlicher Theologen stellten die Einzigartigkeit der Heilsmittlerschaft Christi und der Kirche in Frage, meinte Müller, der der Internationalen Theologenkommission beim Vatikan angehört. Der religiöse Pluralismus werde durch die Globalisierung und den weltweiten Tourismus verstärkt. Dabei bestehe aber die Gefahr, das Gemeinsame zu sehr zu betonen. Es sei christliche Grundüberzeugung, dass die göttliche Offenbarung in Jesus Christus ihre universale Gestalt gefunden habe; der christliche Glaube in kirchlicher Verfasstheit sei dementsprechend die volle Antwort des Menschen auf diese Selbstmitteilung Gottes.

Müller äußerte sich auch zum unterschiedlichen Kirchenbild von Katholiken und Protestanten. Im Text werde nichts anderes gesagt, als im Zweiten Vatikanischen Konzil, in einer Erklärung der Glaubenskongregation von 1973 und der Ökumene-Enzyklika «Ut unum sint» von Papst Johannes Paul II. von 1995 formuliert sei. Es sei «keine katholische Anmaßung», dass Einheit und Eigenheit der Kirche sich aus der Person Jesu Christi, seiner Einzigartigkeit und seinem Auftrag ergäben. Dabei gebe es aber in der Lehre von der Kirche bei Katholiken und Protestanten unterschiedliche Grundvorstellungen. Für die katholische Kirche gehörten ganz wesentlich die apostolische Sukzession und die gültige Eucharistie zur kirchlichen Einheit dazu.

Müller betonte, es werde protestantischen Gläubigen nicht ihre Gläubigkeit abgesprochen. Betont werde lediglich, dass es in der Lehre von der Kirche entscheidende Unterschiede gebe. Es sei «die falsche Problemlösung, das etwas großherzig zu umgehen».

Kathpress

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