Vorsitzender der Bischofskonferenz nahm zum Vatikandokument «Dominus Iesus» Stellung
Bern, 8.9.00 (KAP) Der Vorsitzende der Schweizer Bischofskonferenz, Amedee Grab, hat sich bemüht, die durch die Aufregung über das Vatikandokument «Dominus Iesus» entstandenen Wogen zu glätten. Das Dokument gefährde den ökumenischen Dialog nicht, erklärte Grab in Bern bei einer Pressekonferenz zum Abschluss der Vollversammlung der Schweizer Bischofskonferenz, die in Givisiez stattgefunden hatte.
Die Schweizer Bischöfe seien überzeugt, dass die «sehr differenzierten Ausführungen» der Erklärung «Dominus Iesus» über die Einzigkeit der Kirche Jesu Christi weder den ökumenischen noch den interreligiösen Dialog gefährden, betonte Bischof Grab. In «Dominus Iesus» lege die Glaubenskongregation dar, dass es einen einzigen Erlöser, Jesus Christus, gebe, und diese Aussage entspreche seit je der Überzeugung aller Christen. Jesus Christus habe eine Gemeinschaft von Gläubigen gestiftet, die im Glaubensbekenntnis die eine heilige, katholische und apostolische Kirche genannt werde. Das Zweite Vatikanische Konzil habe im Dokument «Lumen gentium» festgehalten, dass diese Gemeinschaft nicht identisch sei mit der römisch-katholischen Kirche. Die eine Kirche finde sich überall dort, wo die wesentlichen Elemente der Kirchlichkeit realisiert sind. Dies sei etwa bei den orthodoxen Kirchen der Fall.
Die Christen aller Konfessionen gehörten jedoch auf unsichtbare Weise über ihren Glauben und die Taufe zur Kirche Jesu Christi, auch wenn ihre Gemeinschaft nicht mit allen Elementen versehen sei, die das Dokument «Dominus Iesus» aufführe, führte Grab weiter aus. «Dieses Dokument schließt niemanden aus», machte Bischof Grab deutlich. Es mache deutlich, dass jeder das Heil erfahren könne, wenn er seinem Gewissen folge, und der Heilige Geist gewähre dieses Heil allen, die ihrem Gewissen folgten.
Der Vorsitzende der Schweizer Bischofskonferenz ist überzeugt, dass der ökumenische Dialog und die Zusammenarbeit der Kirchen in der Schweiz weitergehen werden. Als aktuelles Beispiel nannte er die Ökumenische Konsultation zur sozialen und wirtschaftlichen Zukunft der Schweiz.
Für den Gebrauch in der Schweizer Kirche sei «Dominus Iesus» nur von beschränkter Tragweite, «weil wir im ökumenischen Gespräch nicht diese Probleme besprechen», so Grab. Das Dokument sei hingegen für die Weltkirche von Bedeutung und zwar besonders dort, wo das Christentum auf andere Religionen stoße. Grab nannte das Dokument «Dominus Iesus» eine Fortsetzung des Schlussdokumentes der Bischofssynode für Asien, wo die Beziehungen zwischen den Religionen angesprochen wurden.
«Harte Sprache»
Der Sekretär der Bischofskonferenz, Pater Roland-B. Trauffer, sprach von einer «massiven und harten Sprache», in der «Dominus Iesus» verfasst sei. Eine Auffassung, die Bischof Grab teilte, denn das Dokument komme nicht diplomatisch verklausuliert, sondern nüchtern und sachlich daher. Die Bischöfe seien durch die Reaktionen in den Medien überrascht worden. Er werde so bald wie möglich mit dem Präsidenten des Rates des Evangelisch-reformierten Kirchenbundes (SEK), Thomas Wipf, zusammenkommen, der erklärt hatte, «Dominus Iesus» betone das Trennende statt das Verbindende des christlichen Glaubens. Grab gab sich sicher, dass man im offenen und brüderlichen Gespräch zusammenfinden werde, nicht nur «weil wir gute Beziehungen haben, sondern weil wir versuchen, als Christen miteinander zu reden».
Kathpress