Zentralkomitee deutscher Katholiken bedauert Diktion der Vatikan-Erklärung «Dominus Iesus»
Bonn, 8.9.00 (KAP) Die katholische und die evangelische Kirche in Deutschland haben ihren Willen bekräftigt, auch nach der Veröffentlichung des Vatikan-Dokuments «Dominus Iesus» ihre ökumenische Zusammenarbeit fortzusetzen. Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK), das oberste Laiengremium des Landes, erklärte am Freitag, die Inhalte des Vatikan-Papiers seien altbekannt. Das Komitee beklagte aber die Diktion der Erklärung, die eher auf Abgrenzung setze und die seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil erreichten Fortschritte im ökumenischen Miteinander zurücktreten lasse.
Die Glaubenskongregation habe es für richtig gehalten, bekannte Aussagen über das Verhältnis der katholischen Kirche zu anderen christlichen Konfessionen und deren Kirchenbegriff zu wiederholen und zusammenzufassen, heißt es in der Erklärung. Es wäre besser gewesen, wenn die noch trennenden Unterschiede zwischen den Konfessionen, die vor allem das Verständnis vom Wesen der Kirche und des kirchlichen Amtes betreffen, als gemeinsam zu lösende Aufgaben formuliert worden wären.
Das ZdK unterstreicht seine Entschlossenheit, die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den ökumenischen Partnern fortzusetzen. Ausdrücklich bekräftigt das Gremium, es werde am geplanten Ökumenischen Kirchentag im Jahr 2003 in Berlin festhalten. Er werde das «große Maß von christlicher Gemeinsamkeit ausdrücken», das die Kirchen schon jetzt verbinde.
Auch nach Einschätzung der Hamburger evangelischen Bischöfin Maria Jepsen wird es eine Fortsetzung der ökumenischen Zusammenarbeit geben. «Zusammen mit den römisch-katholischen Schwestern und Brüdern» werde gottesdienstlich, missionarisch, diakonisch und auch im gesellschaftlichen Engagement weiter nach Möglichkeiten zu mehr gemeinsamer Glaubensbezeugung gesucht, sagte Jepsen in Hamburg gegenüber der deutschen katholischen Nachrichtenagentur KNA.
Der Trierer katholische Bischof Hermann-Josef Spital sagte zu dem Dokument, er rechne damit, dass es viel Enttäuschung bei denen geben wird, die sich um Ökumene bemühen. Dies auch vor dem Hintergrund, dass sich Papst Johannes Paul II. und der Vatikan in den vergangenen Jahren sehr um die Ökumene bemüht und die Verständigung gesucht hätten. Trotz der Enttäuschung sei es wichtig, im ökumenischen Engagement nicht nachzulassen, hob der Bischof gegenüber dem «Trierischen Volksfreund» hervor.
Hoffnung auf notwendige Klarstellungen
Der Erfurter katholische Bischof Joachim Wanke bat am Freitag «alle Mitchristen aus der Ökumene», am «ökumenischen Willen unserer Kirche nicht zu zweifeln». In einer in Erfurt veröffentlichten Erklärung äußerte Wanke, der auch Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) ist, die Hoffnung, «dass Bischof Walter Kasper in Rom zusätzlich das sagen wird, was uns Katholiken aus hiesiger Sicht über dieses Schreiben hinaus noch zu sagen wichtig ist». Kasper ist Sekretär des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen.
Das ökumenische Gespräch sei seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil weitergegangen «und wird weitergehen», betonte Wanke. Diesen Hinweis hätte er sich in dem Schreiben aus Rom gewünscht, ebenso wie «einen Hinweis auf den erreichten erfreulichen Konsens im Verständnis über die Rechtfertigung». Wörtlich meinte Wanke: «Eine Kongregation für die Glaubenslehre muss manchmal Wahrheiten in Erinnerung rufen. Das ist ihre Aufgabe. Doch auch hier gilt: 'Der Ton macht die Musik!'»
Weiter meinte Wanke, das Dokument sage über das Selbstverständnis der katholischen Kirche «nichts umstürzend Neues aus». Die Erklärung wolle in erster Linie «die einzigartige Bedeutung Jesu Christi als 'Offenbarer' des von so vielen Religionen erahnten geheimnisvollen Gottes» festhalten. Das sei zudem «gemeinsame Grundüberzeugung aller Christen, egal welcher Konfessionalität».
Kritik an «Relativierung»
Der Bischof kritisierte eine «bei vielen Zeitgenossen (und auch manchen Theologen) anzutreffende Relativierung aller Religionen zu einem beliebigen 'Einerlei'». Eine derartige Position sei «die größte Herausforderung für das Christentum in den nächsten Jahrzehnten». Es gehe darum, so Wanke, «den Anspruch auf Wahrheit mit dem Gedanken der Achtung fremder (auch religiöser) Überzeugungen zu verbinden».
Der Erfurter Bischof wies weiter darauf hin, dass zwischen der katholischen Lehre und manchen evangelischen Überzeugungen «noch gewichtige Unterschiede» in Fragen bestünden, die eigentlich jedem Christenmenschen auf den Nägeln brennen müssten». Dazu zähle die Frage, «ob die Kirche nur ein frommer Verein besonders religiöser Menschen ist oder ob sie Stiftung des auferstandenen Christus ist, dessen Willen wir verpflichtet sind». Auch die Fragen nach der Sakramentalität des Abendmahls oder des geistlichen Amtes müssten im Gespräch der christlichen Konfessionen weiter diskutiert werden.
Kathpress