Rom, 13.9.00 (KAP) Der Weg zum Heil ist nach Ansicht des Mailänder Kardinal Carlo Maria Martini nicht ausschließlich an die katholische Kirche gebunden. Auch alle Menschen außerhalb der Kirche könnten zum Heil gelangen, wenn sie «der Gnade Gottes, dem moralischen Gewissen und dem Heiligen Geist folgen». Das sei die Botschaft des Konzils, betonte der Kardinal gegenüber Journalisten im Hinblick auf das jüngste Dokument der Glaubens-Kongregation «Dominus Iesus».
Das Dokument aus Rom sollte kein Hindernis für den Dialog darstellen, führte Martini aus. Allerdings müsse man es in den Gesamtkontext der kirchlichen Verlautbarungen zum Dialog stellen, insbesondere zur Ökumene-Enzyklika «Ut unum sint», forderte der Mailänder Kardinal und Bibelwissenschaftler. Dadurch sollte es möglich werden, die einzelnen Sätze in einem offenen und ermutigenden Rahmen zu interpretieren. Dazu gehöre auch, dass man die sehr dichte Erklärung zunächst in Ruhe und gründlich studiert, mahnte der Kardinal. Martini räumte ein, dass der Ton für ein Dokument, das größtenteils dem interreligiösen Dialog gewidmet ist, etwas hart sei. Gerade in diesem Bereich komme es auf Bereitschaft zum Zuhören und zum Vertiefen an. Allerdings erfordere die Begegnung mit den christlichen Kirchen und den anderen Religionen auch Klarheit. «Mitunter muss sich die Kirche, die auf ihre Lehre nicht verzichten kann, auch darum bemühen, dass sie verstanden wird, sie muss einschreiten, um Klarheit wiederherzustellen», sagte der Mailänder Erzbischof.
Kathpress