Salzburger Ökumeniker verteidigt Vatikan-Dokument gegen sachlich unrichtige Kritik, bemängelt aber «verletzenden» Tonfall
Wien, 20.9.00 (KAP) Der Salzburger katholische Ökumeniker Prof. Johann Mödlhammer hat die beiden jüngsten Vatikan-Dokumente zum Kirchenverständnis gegen sachlich unrichtige Kritik verteidigt, es aber als verständlich bezeichnet, wenn sich nichtkatholische Christen durch den Tonfall «verletzt» fühlen. Es sei in der Ökumene nie verschwiegen worden, dass es unter den christlichen Kirchen keine volle Übereinstimmung über das Kirchenverständnis gibt, so Mödlhammer in einem Gastkommentar in der Mittwochausgabe der Wiener Tageszeitung «die Presse». Die Erklärung «Dominus Iesus» der Glaubenskongregation und eine damit im Zusammenhang stehenden «Note» zum Begriff «Schwesterkirchen» hätten das nur bekräftigt.
«Beide Dokumente wollen gewiss nicht verletzen. Aber sie tun es, weil sie einen so erfahrungsgesättigten Bereich ohne Gespür für menschliche und spirituelle Empfindsamkeit abhandeln. Auch ist die Frage berechtigt, ob das ständige, jetzt noch verstärkte Pochen der katholischen Kirche auf die eigene Vorrangstellung dem Geiste des Evangeliums entspricht», schreibt Mödlhammer, Ordinarius für Ökumenische Theologie und Fundamentaltheologie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Salzburg.
Die katholische Kirche - und nicht nur sie allein - verstehe sich als die eine Kirche Christi. Dennoch anerkenne sie, «dass die Wirklichkeit der Kirche Christi bzw. das Wirken Christi und des Heiligen Geistes über sie hinausreicht. Es besteht eine echte und tiefe Gemeinschaft mit anderen Christen; was uns verbindet, ist ungleich tiefer, als was uns trennt», betont der Theologe weiter.
Sachlich wolle die Erklärung «Dominus Iesus» nichts anderes sagen, als was bisher in den katholischen Dokumenten enthalten ist. Es stelle sich aber die Frage, warum der offizielle ökumenische Dialog, etwa der mit dem Lutherischen Weltbund oder mit der anglikanischen Kirchengemeinschaft, völlig ausgeblendet werde. In diesem Dialog seien bezüglich des Amts-, Eucharistie- und Kirchenverständnisses wichtige Konvergenzen sichtbar geworden. «Soll das alles nicht relevant sein?», fragt Mödlhammer.
Es stelle sich weiters die Frage, warum eine Erklärung, die dem Verhältnis zu den anderen Religionen gewidmet ist, das Thema des Verhältnisses der Kirchen zueinander behandelt. Die «unüberbietbare Offenbarung Gottes in Christus und dessen universale Heilsmittlerschaft» zu bekennen - ohne Überheblichkeit gegenüber anderen Religionen und doch ohne davon abzugehen - sei eine Frage der Identität nicht nur der katholischen Kirche, sondern der Christenheit insgesamt. Es sei eine nicht nur katholische, sondern ökumenische Herausforderung an den Wahrheitsrelativismus der heutigen Zeit, wenn es in «Dominus Iesus» heißt «die Parität, die Voraussetzung für den Dialog ist, bezieht sich auf die gleiche personale Würde der Partner, nicht auf die Lehrinhalte und noch weniger auf Jesus Christus, den menschgewordenen Sohn Gottes, im Vergleich zu den Gründern der anderen Religionen».
«Warum kommt die 'Erklärung' bei solchem Hauptanliegen nicht positiv auf das gemeinsame Christusbekenntnis zu sprechen, sondern auf die Unterschiede im Kirche-Sein? Nun, sie zieht eine Linie von einem Christus zur einen Kirche. Die Problematik dieses Schrittes liegt meines Erachtens darin, dass diese eine Kirche nicht nur den Aspekt der Zahl eins, sondern den der Communio hat, also den einer Gemeinschaft, die durch gemeinsame Teilhabe am einen Heilsmysterium entsteht. Das ist eine andere Situation», so Mödlhammer.
Kathpress