Utl: Eigentliches Anliegen der vatikanischen Erklärung ist, Einzigartigkeit und Universalität des Heilsgeheimnisses Jesu deutlich zu machen - Herbstvollversammlung der deutschen Bischofskonferenz =
Bonn, 26.9.00 (KAP) Vor einem zu kurz gegriffenen Verständnis der vor allem in der Ökumene umstrittenen Erklärung "Dominus Iesus" hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Karl Lehmann, gewarnt. Das eigentliche Anliegen der vatikanischen Erklärung sei es, die Einzigartigkeit und Universalität des Heilsgeheimnisses Jesu deutlich zu machen, sagte der Mainzer Bischof am Dienstagmorgen im Fuldaer Dom. In den vergangenen Wochen diskutiert worden sei aber nur der Inhalt von etwas mehr als einer Seite des 37 Seiten zählenden Dokuments. - In der umstrittenen Passage von "Dominus Iesus" wird eine Vorrangstellung der katholischen Kirche gegenüber den anderen christlichen Konfessionen betont.
Lehmann hob in seiner Predigt zum Auftakt der Herbstvollversammlung der Bischofskonferenz hervor, die Frage nach der Stellung Jesu in der Geschichte der Heilsangebote und Religionen sei heute sehr wichtig. Wie das Zweite Vatikanische Konzil, so wolle auch die Erklärung "Dominus Iesus" nicht leugnen, dass es für die Menschen viele Wege zu Gott gebe. Aber nicht jede Religion sei von Hause aus schon gut, so Lehmann. Ausdrücklich wies der Bischof darauf hin, dass "nicht wenige Schwestern und Brüder aus dem Bereich der Ökumene" in ihren Stellungnahmen zu "Dominus Iesus" erklärt hätten, sie könnten die in diesem Dokument enthaltenen Aussagen zur Einzigartigkeit Jesu mittragen.
Zwt: Keine "Ökumene auf kleinstem Nenner"
In seinem Eröffnungsreferat am Montagnachmittag hatte Lehmann die Frage einer Abendmahlsgemeinschaft von katholischen und evangelischen Christen angesprochen. Er schloss eine derartige Gemeinschaft für die nahe Zukunft aus. Das gemeinsame Mahl gehöre an das Ende und nicht an den Anfang ökumenischer Bestrebungen. Der Mainzer Bischof machte deutlich, dass es bei dem für das Jahr 2003 geplanten Ökumenischen Kirchentag in Berlin keine gemeinsame Eucharistiefeier geben werde. In der Vergangenheit war von zahlreichen Christen wiederholt die Erwartung bekundet worden, in Berlin könnte es eine gemeinsame Eucharistiefeier geben.
Lehmann bedauerte, der durch den Berliner Termin in der Öffentlichkeit entstandene Druck sei keine gute Voraussetzung für eine gedeihliche Klärung der schwierigen Frage der Gemeinschaft im Herrenmahl. Ausdrücklich wandte er sich gegen eine Ökumene "auf dem kleinsten und geringsten Nenner". Eine solche Ökumene sei gerade in Sachen Eucharistie nicht erlaubt. Zugleich rief der Bischof dazu auf, eine noch entschiedenere Suche nach Gemeinsamkeit zwischen den getrennten Christen nicht zu verzögern. Es gehe um ein zielorientiertes, gemeinsames Ringen mit großem Einsatz und nicht weniger großer Geduld im Umgang miteinander. Dazu mahnten auch die vielen bekenntnisverschiedenen Ehen.
Die Herbst-Vollversammlung der deutschen Bischöfe dauert bis Donnerstagabend. Am Mittwoch wollen sich die Bischöfe bei einem "Studienhalbtag" mit dem von Lehmann behandelten Thema "Einheit der Kirche und Gemeinschaft im Herrenmahl" befassen. Lehmann wies in seinem Referat darauf hin, dass die Bischöfe bereits seit langem die Frage einer gemeinsamen Erklärung in dieser Sache berieten.
Weiters stehen Beratungen über die Entschädigung von NS-Zwangsarbeitern in kirchlichen Einrichtungen und Rahmenrichtlinien für die künftige Schwangerenkonfliktberatung in den deutschen Diözesen auf der Tagesordnung. Papst Johannes Paul II. hatte die Bischöfe im vergangenen Jahr angewiesen, in ihren Beratungsstellen nicht mehr die vom Gesetzgeber verlangten Beratungsscheine ausstellen zu lassen. Einzig der Limburger Bischof Franz Kamphaus hat sich vorbehalten, mit seiner Diözese über das Jahresende hinaus im staatlichen System der Konfliktberatung zu verbleiben, falls sich keine überzeugende Alternative finde.
An der Konferenz in Fulda nimmt der in die Schlagzeilen gekommene Mainzer Weihbischof Franziskus Eisenbach nicht teil. Eisenbach wird vorgeworfen, ein seelsorgliches Betreuungsverhältnis zu einer Frau missbraucht zu haben. Eisenbach hatte sich, nachdem die Vorwürfe gegen ihn bekannt geworden waren, aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. (Schluss)
Kathpress