Vatikanstadt, 26.9.00 (KAP) Der französische Kurienkardinal Roger Etchegaray hat seine Kontakte zu Vertretern der regimetreuen "Patriotischen Vereinigung chinesischer Katholiken" bei seiner jüngsten China-Reise verteidigt. In einem Interview mit Radio Vatikan sagte Etchegaray, ihm sei es um den Kontakt mit den Menschen gegangen, und dieser sei nur über die regierungstreue Vereinigung möglich gewesen. Im übrigen handle es sich bei der katholischen Kirche in China im Grunde um eine einzige Kirche. Der gemeinsame Glaube tendiere dazu, allmählich das zu überwinden, was die "offiziellen" Katholiken von denen im "Untergrund" trenne.
Der Kardinal berichtete weiter, bei seiner Reise nach China habe sich ihm nach der Teilnahme an der Konferenz "Religionen und Frieden" ein "ganz neuer Weg eröffnet", auf den er sich gewagt habe. Gerade das Heilige Jahr sei eine Zeit der "apostolischen Kühnheiten", und nach seiner Rückkehr sei er mehr denn je überzeugt, dass die Katholiken in China gemeinsam Zeugnis geben müssten, gerade weil die Volksrepublik derzeit den größten Wandel in ihrer Geschichte erlebe.
Etchegaray berichtete, er habe während seiner Reise energisch gegen die erneuten Verhaftungen von katholischen Laien und Bischöfen protestiert habe. Auch habe er sich darüber beschwert, dass man ihm keinen Kontakt mit Mitgliedern der Untergrundkirche erlaubt habe. Zu den positiven Momenten seiner Reise zählte der Kardinal Begegnungen mit den jeweils rund 120 Seminaristen von Peking und Shanghai. Er beschrieb sie als dialogfreudig und papst-begeistert und sagte, sie würden künftig der Motor für eine vereinte Kirche im Dienst am chinesischen Volk sein. Etchegaray erinnerte auch daran, dass sein Gastgeber in Shanghai, der patriotische Bischof Jin Luxian, selbst 18 Jahre in Haft und Umerziehungslagern verbracht habe.(ende)
Kathpress