Polemik gegen Heiligsprechung der 120 China-Märtyrer am Sonntag in Rom hält an
Peking, 28.9.00 (KAP) Ungeachtet der jüngsten Auseinandersetzungen zwischen China und dem Vatikan hält Peking daran fest, dass es in der Volksrepublik Religionsfreiheit gibt. «Die Religionsfreiheit ist eines der grundlegenden Menschenrechte, die den chinesischen Bürgern durch die Verfassung und durch die Gesetze garantiert wird», sagte Zeng Jianhui, Vorsitzender des außenpolitischen Komitees des Chinesischen Nationalen Volkskongresses (NPC), am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Peking.
Allein die aktuellen Zahlen belegten, dass es in China Religionsfreiheit gebe, so der Politiker. So sei die Zahl der Christen in dem Land von 700.000 im Jahr 1949 auf inzwischen zehn Millionen gestiegen. Insbesondere die Katholiken verzeichneten einen Zuwachs von rund 50.000 Gläubigen jährlich. Alle fünf Hauptreligionen in China hätten immer mehr Zulauf, und ihre Aktivitäten seien durch Gesetze geschützt. «Alle Religionsangehörigen müssen jedoch die Verfassung und die Gesetze beachten, wie alle anderen Bürger auch», betonte Zeng. Er hatte unlängst eine NPC-Delegation zu einer zweiwöchigen Reise in die USA geleitet, um dort einen Bericht des US-Außenministeriums über mangelnde Religionsfreiheit in China zu widerlegen.
Genehmigte Strukturen «werden angenommen»
Unterdessen hält in China die Kritik an der am Sonntag stattfindenden Heiligsprechung von 120 chinesischen Märtyrern durch Papst Johannes Paul II. an. In einem Kommentar vom Donnerstag weist die kommunistische Parteizeitung «People's Daily» darauf hin, dass die Kirchen in China sich niemals einer ausländischen Kontrolle beugen würden. Daher gebe es die staatlich genehmigten kirchlichen Strukturen, die auch von den Gläubigen gerne angenommen würden.
Der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Sun Yuxi, sagte zu den Heiligsprechungen, bei den zu Ehrenden handele es sich «um Agenten des westlichen Imperialismus, die den Tod verdient hätten». Die zukünftigen Heiligen kamen zwischen 1648 und 1930 ums Leben, die meisten von ihnen wurden während des Boxeraufstands 1900 ermordet.
Vermutlich im Zusammenhang mit den Heiligsprechungen veröffentlichte das chinesische Religionsbüro jetzt auch neue Richtlinien zur Religionsausübung. Danach ist es Ausländern weiterhin streng verboten, in China missionarisch tätig zu sein. Auch dürfen sie keine religiösen Materialien wie Bücher oder Videos einführen, außer zum persönlichen Gebrauch. Ferner dürfen chinesische Gläubige ohne offizielle Genehmigung keine Kontakte zu Ausländern unterhalten.
In China dürfen nur Mitglieder der 1957 gegründeten regimenahen «Chinesischen Katholischen Patriotischen Vereinigung», die keine Beziehung zum Vatikan unterhält, ihren Glauben frei ausüben. Die Angehörigen der romtreuen Untergrundkirche werden von den Behörden verfolgt. Ebenfalls 1957 wurden die diplomatischen Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und der Volksrepublik China abgebrochen.
Inzwischen hat der Vatikan einige Bischöfe der «patriotischen Kirche» anerkannt. Die Zahl der «romtreuen Katholiken» wird von der US-amerikanischen Kardinal-Kung-Stiftung auf zwölf Millionen geschätzt, die der «Patriotischen Katholiken» auf vier bis fünf Millionen.
Kathpress