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Publisert 25. juli 2001 | Oppdatert 25. juli 2001

Die Arbeit der jüdisch-katholischen Historikerkommission war von Anfang an von widersprechenden Interessen belastet -

"Kathpress"-Hintergrundbericht von Ludwig Ring-Eifel =

Vatikanstadt, 25.7.01 (KAP) Nicht einmal zwei Jahre nach ihrer Gründung hat die jüdisch-katholische Historikerkommission zum Studium der vatikanischen Weltkriegs-Akten ihre Arbeit zumindest vorläufig eingestellt. Die im November 1999 unter großem öffentlichen Interesse mit einer gemeinsamen Erklärung des Vatikans und des Internationalen Jüdischen Komitees für Interreligiöse Beziehungen (IJCIC) ins Leben gerufene Arbeitsgruppe teilte nun in New York mit, sie sehe sich durch die Weigerung des Vatikans, weiteres Archivmaterial zu öffnen, zu diesem Schritt veranlasst.

Das lautstarke Ende der seinerzeit als Durchbruch gefeierten Kommission ist ein erneuter Wermutstropfen für die jüdisch-vatikanischen Beziehungen; und die sind ohnehin derzeit nicht mehr so ungetrübt, wie sie es noch beim Papstbesuch im Heiligen Land im März 2000 waren. Israelische Politiker und Juden in aller Welt sind seit einiger Zeit irritiert darüber, dass der Vatikan in den blutigen Auseinandersetzungen zwischen Israelis und Palästinensern nicht häufiger an das Existenzrecht des Staates Israel erinnert und sich stattdessen auf Appelle zum Dialog beschränkt.

Schon vorher hatte die Seligsprechung von Pius IX. im vergangenen September die jüdische Gemeinde nicht nur in Rom irritiert, denn der letzte Herrscher des Kirchenstaates hatte sich nicht gerade als Befürworter einer Gleichberechtigung der jüdischen Bürger einen Namen gemacht.

Wenn nun die Historikerkommission zu Pius XII. die Arbeit niederlegt, ist dieser Schritt alles andere als überraschend. Von Anfang an war die aus drei jüdischen und zunächst drei, dann zwei katholischen Zeitgeschichtlern bestehende Arbeitsgruppe durch schwere Geburtsfehler belastet. Ihre Zusammensetzung war von den beiden entgegengesetzten "Parteien" im Streit um die Rolle des Papstes in der Nazi-Ära bestimmt worden. Ihre Mitglieder waren daher nicht unparteiisch. Dies wurde bereits nach wenigen Sitzungen deutlich, als vorläufige Ergebnisse an die Medien gelangten und dann zu kontroversen Stellungnahmen in beiden Lagern führten. Der wissenschaftlichen Arbeit war dies nicht unbedingt förderlich.

Vor allem aber war der Arbeitsauftrag an die Wissenschaftler von Anfang an widersprüchlich - auch dies als Ergebnis eines Kompromisses zwischen IJCIC und dem Vatikan. So sollte das Team sich einerseits darauf beschränken, die bereits vom Vatikan zwischen 1965 und 1981 in elf Bänden veröffentlichten Dokumente zu untersuchen. Zugleich sollte die Kommission aber auch "relevante Fragen zur Sprache bringen, die nach Ansicht ihrer Mitglieder in der bereits vorhandenen Dokumentation nicht ausreichend geklärt sind".

Letzteres haben die Mitglieder der Kommission nach einjähriger Arbeit in Rom in einer Pressekonferenz getan. Sie stellten - ohne Absprache mit dem Vatikan - einen "Zwischenbericht" vor, in dem sie 47 ihrer Ansicht nach unbeantwortete Fragen aufwarfen. Sie würdigten die bisher vom Vatikan vorgelegte Dokumentation als "Goldgrube" für Historiker, beklagten zugleich aber etliche Lücken. So sei unzureichend festgehalten, wie Pius XII. auf Berichte über Nazi-Gräuel reagiert habe, auch fehle es an Dokumenten über das Verstecken von Juden im Vatikan.

Nach der Veröffentlichung des Zwischenberichts kühlte das Klima zwischen einigen Mitgliedern der Kommission und dem Vatikan spürbar ab. Neue Vermittlungsversuche des inzwischen zum Chef der vatikanischen Kommission für den Dialog mit dem Judentum ernannten deutschen Kardinals Walter Kasper brachten keinen Ausweg aus der verfahrenen Situation, die Niederlegung der Arbeit war die unvermeidliche Konsequenz.

Im Vatikan wird unterdessen betont, dass man grundsätzlich gewillt sei, die Dokumente aus der Weltkriegszeit Historikern zugänglich zu machen. Dem Papst persönlich liegt das gute Verhältnis zum Judentum sehr am Herzen. Auch wolle im Vatikan niemand den fatalen Eindruck erwecken, man verheimliche gezielt peinliche Dokumente, die das Ansehen von Pius XII. belasten würden. Allerdings gibt es, wie etwa der Jesuitenhistoriker Pierre Blet betont, technische Probleme wie die fehlende Katalogisierung des Materials.

Blet ist der einzige noch Lebende der aus Jesuiten bestehenden vatikanischen Vierer-Kommission, die in den sechziger und siebziger Jahren das Material gesichtet haben, um die elfbändige Dokumente-Sammlung zu erstellen. Andere geben zu bedenken, dass auch Fragen des persönlichen Datenschutzes bei manchen die Seelsorge betreffenden Dokumenten berücksichtigt werden müssten. (Ende)

25.07.2001 13:48

K200104609

KI/KAP (KathPress/Katolsk Informasjonstjeneste)
25. juli 2001

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