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Publisert 3. februar 2002 | Oppdatert 3. februar 2002

"Unter dem Gesichtspunkt der Humanität eine Katastrophe" - Kardinal Degenhardt: Gefährlicher Schritt zur Missachtung der Würde menschlichen Lebens

Vatikanstadt-Berlin, 31.1.02 (KAP) Mit Bedauern haben Vertreter des Vatikans auf die Entscheidung des Deutschen Bundestags zum Import von embryonalen Stammzellen reagiert. Das sei ein "Dammbruch", hieß es in einem Kommentar von Radio Vatikan-deutsch am Donnerstag. Die Ausnahmeregelung würde zu einer Allgemeinregelung führen. "Und das ist unter dem Gesichtspunkt der Humanität eine Katastrophe", betonte der Leiter deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatikan, Pater Eberhard von Gemmingen.

Anerkennend äußerte er sich zugleich über den Bundestag. Er habe in dieser Frage mit "unvergleichlicher Gewissenhaftigkeit gerungen, die man in anderen Ländern vermisst", betonte Gemmingen. Immerhin habe ein Drittel aller Abgeordneten das "schier Unmögliche versucht, einen totalen Schutz menschlichen Lebens zu garantieren". Sie seien gescheitert, aber alles sei ohne Polemik und mit großer Sachlichkeit verlaufen, so Radio Vatikan. Auch die Bischofskonferenz habe in dieser Frage energisch gekämpft, die Kirche brauche sich "nicht zu schämen", auch wenn sie mit ihren Anliegen nicht durchgekommen ist.

Die deutschen Kardinäle Johannes Joachim Degenhardt (Paderborn) und Friedrich Wetter (München) kritisierten die Stammzellen-Entscheidung des Bundestags ebenfalls. Degenhardt sagte, "damit sind wir einen Schritt zu weit gegangen". Es sei ein gefährlicher Schritt zur Missachtung der Würde menschlichen Lebens getan worden. Mit der Bundestags-Entscheidung werde im Nachhinein das Töten und "Verbrauchen" von Embryonen gerechtfertigt, kritisierte er.

Wetter betonte, es stehe die Unantastbarkeit menschlichen Lebens auf dem Spiel. Damit werde dem Artikel 1 des Grundgesetzes nicht mehr voll Rechnung getragen. Die Tür sei nun geöffnet und führe auf eine "abschüssige Wegstrecke". Die Kirche sage Ja zum Heilen und Forschen. Beides dürfe aber nicht auf Kosten der Tötung anderer gehen. Auch Kranke und Behinderte, die von der Stammzellenforschung bessere Heilungschancen erwarten, müssten das akzeptieren.

Der Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), Ernst Ludwig Winnacker, wies die Befürchtungen der Kirchen angesichts des anstehenden Imports embryonaler Stammzellen zurück. Er halte "wenig von diesem Dammbruch-Argument", sagte Winnacker am Donnerstag im "Deutschlandradio Berlin".

Die Bundestagsverwaltung korrigierte am Donnerstag die Abstimmungsergebnisse leicht. Nach der endgültigen Zählung entfielen im entscheidenden zweiten Wahlgang 339 Stimmen auf die dann beschlossene "Stichtagsregelung". Diese sieht eine eng begrenzte Einfuhr bereits bestehender Stammzell-Linien vor. 266 Abgeordnete votierten für das generelle Importverbot. Am Mittwochabend hatte Bundestagsvizepräsident Rudolf Seiters ein Stimmenverhältnis von 340 zu 265 genannt.

Die Aufstellung der namentlichen Abstimmungen erlaubt eine Übersicht über das Verhalten der zehn Minister, die dem Parlament angehören. Demnach stimmte Justizministerin Herta Däubler-Gmelin (SPD) als einziges Kabinettsmitglied jeweils für ein Importverbot.

Kathpress
31. januar 2002