Vatikanstadt-Ottawa, 8.7.02 (KAP) Papst Johannes Paul II. hat nochmals persönlich seine Absicht bestätigt, am 23. Juli zum Weltjugendtag nach Toronto zu reisen. Der Besuch bis 28. Juli in Kanada bildet den ersten Abschnitt einer elftägigen Papstreise nach Nord- und Mittelamerika. In Medienberichten hatte es wiederholt Spekulationen gegeben, dass die Reise aus Gesundheitsgründen nicht stattfinden werde. Beim Angelusgebet auf dem Petersplatz wandte sich der Papst am Sonntagmittag an die Jugendlichen und sagte, er erwarte, sie in zwei Wochen in Toronto zu treffen.
Er rief die Jugendlichen zugleich zur kompromisslosen Verteidigung unaufgebbarer Werte auf und erinnerte an das Vorbild der Heiligen Maria Goretti. Die im Alter von elf Jahren ermordete Italienerin gilt als Heilige der Keuschheit. Sie hatte sich den sexuellen Annäherungsversuchen eines 20-jährigen widersetzt, der sie schließlich aus Wut ermordete. Der Papst rief die Jugendlichen auf, den Wert der Keuschheit wieder zu entdecken und ihre Beziehungen im gegenseitigen Respekt und mit aufrichtiger Liebe zu leben.
Katholiken verärgert über Premier Chretien
Eine vermeintliche Brüskierung des Papstes durch den kanadischen Premierminister Jean Chretien hat Verärgerung unter den Katholiken des Landes ausgelöst. Kanadische Medien berichteten, Chretien wolle den Papst nicht am Flughafen in Toronto willkommen heißen. Die geplante Entsendung seines Stellvertreters John Manley sei eine Desavouierung des Papstes, egal ob gewollt oder ungewollt.
Der Chef des kanadischen Vorbereitungskomitees für den Weltjugendtag, Pater Thomas Rosica, äußerte sich "persönlich enttäuscht", dass offenbar weder der Premier noch die Generalgouverneurin Adrienne Clarkson beim Empfang des Papstes anwesend sein wollen. Clarkson ist nach eigener Aussage bei der Ankunft des Papstes am 23. Juli außer Landes, will sich jedoch später mit Johannes Paul II. treffen. Das Büro Chretiens teilte mit, der Premierminister habe noch nicht über seine Teilnahme entschieden.
Missbrauchsopfer wollen Papst treffen
Unterdessen verlangten acht Vertreter verschiedener kanadischer Organisationen von Missbrauchsopfern ein persönliches Treffen mit Johannes Paul II. während des Weltjugendtages in Toronto. In einem nun bekannt gewordenen Schreiben an die Apostolische Nuntiatur in Ottawa bezeichneten die Opfer das Jugendtreffen als "hervorragende Gelegenheit" für den Papst, den Betroffenen und den kanadischen Kirchenverantwortlichen eine positive Botschaft in dieser Frage zu übermitteln.
Kathpress
8. juli 2002