Der katholische Weltjugendtag in Toronto ist mehr als ein Mega-Event
«Kathpress»-Korrespondentenbericht von Gottfried Bohl
Toronto, 22.7.02 (KAP) Der alte Mann und die Jugend: Auf der einen Seite Johannes Paul II., 82, von Krankheit gezeichnet. Die Hände zittern, die Füße wollen nicht mehr so recht, die Stimme versagt immer öfter. Auf der anderen Seite Hunderttausende junger Menschen aus aller Welt: Frisch, fröhlich, fit. Der Kontrast könnte kaum größer sein. Und trotzdem suchen viele vor allem eines beim 17. Weltjugendtag der katholischen Kirche vom 23. bis 28. Juli im kanadischen Toronto: Die Begegnung mit dem Papst. Auch diesmal werden sie ihm zujubeln wie einem Popstar.
Alter und Krankheit machen die Faszination des Papstes sogar noch größer, glaubt die 16-jährige Angela aus Düsseldorf, eine von fast 6.000 deutschen Teilnehmern: «Gerade weil er seine ganze Kraft zusammen nimmt, nur um bei uns zu sein». Auch Schulkollege Andreas, 18, freut sich auf die Veranstaltungen mit dem Papst: «Er strahlt einfach eine Menge aus». Selbst papstkritische Jugendliche können sich nur schwer dem Charisma Johannes Pauls II. entziehen, sagt der deutsche «Jugend-Bischof» Franz-Josef Bode: «Sie haben eine hohe Sensibilität dafür. Echt und glaubwürdig ist da wichtiger als jugendlich und leistungsstark».
Der Mega-Event mit dem Papst ist aber nur die eine Seite des Treffens. Die andere sind zahllose Begegnungen im kleinen Kreis, angefangen beim Aufenthalten der ausländischen Teilnehmer aus fast 180 Ländern bei ihren gleichaltrigen Gastgebern in den kanadischen Provinzen. Von dort kommen dann alle in den 4,3-Millionen-Einwohner-Schmelztiegel Toronto, eine Stadt, die stolz ist auf ihre Multikulturalität.
Armenküchen und Obdachlosentreffs
Die Organisatoren des Treffens hatten neue Ideen: Neben Beten, Singen und Feiern ist erstmals auch Helfen angesagt. An zwei Nachmittagen arbeiten die Teilnehmer in Armenküchen, Pflegeheimen oder Obdachlosentreffs - nicht nur in christlichen, auch in muslimischen, jüdischen und kommunalen. Das verhindere ein Abheben in eine spirituelle Scheinwelt, so Bischof Bode: «Glaube muss auch zum Handeln führen». Damit nicht der «Heiligenschein» den Blick auf die Menschen im Schatten versperrt.
Für Ulrich Hennes ist Toronto ein besonderes Weltjugendtreffen: Der Kölner Diözesanjugendseelsorger arbeitet seit Wochen als Praktikant im Organisationsteam mit - zur Vorbereitung auf den nächsten großen Weltjugendtag 2005 in Köln: «Ich schaue mir alles ganz genau an - vom Stau vor der Essensausgabe bis zu den Beichtmöglichkeiten im 'Park der Versöhnung', vom Papamobil bis zum Gedränge in der U-Bahn».
Dass statt zunächst erwarteter 350.000 jetzt doch nur 220.000 Dauerteilnehmer kommen, mussten die kanadischen Veranstalter verkraften. Den 11. September und seine Folgen für die Reiselust habe man ebenso wenig einkalkulieren können wie die lange Ungewissheit, ob der Papst angesichts seiner schwachen Gesundheit überhaupt kommen kann.
Für die Veranstalter steht auch das Budget auf dem Spiel. Bei 350.000 Teilnehmern hatte man mit Teilnehmergebühren in Höhe von 50 Millionen kanadischer Dollar gerechnet (für die Teilnehmergebühr in Höhe von 250 Dollar wird den Jugendlichen Unterkunft, Verpflegung, Transfer und Teilnahme an den Veranstaltungen geboten). Weitere Einkünfte der Veranstalter resultieren aus Beiträgen von Sponsoren, Spenden der Pfarren und einem eher bescheidenen Beitrag der kanadischen Bundesregierung in Höhe von 4,9 Millionen Dollar. Die Gesamtkosten des Weltjugendtags werden auf 80 Millione kanadischer Dollar geschätzt.Wenn tatsächlich 100.000 Dauerteilnehmer weniger kommen, könnte das zu einem Defizit in Höhe von 25 Millionen kanadischer Dollar führen. Für das Defizit muss in jedem Fall die Kanadische Bischofskonferenz aufkommen.
Kathpress
22. juli 2002