Mehr als 500.000 Jugendliche bei der nächtlichen Vigilfeier mit Johannes Paul II. in Toronto - «Wer Gott ignoriert, erniedrigt den Menschen»
Toronto, 28.7.02 (KAP) Papst Johannes Paul II. hat die Jugendlichen der Welt zum Aufbau einer Zivilisation der Liebe, der Gerechtigkeit und des Friedens aufgerufen. Bei einer Vigilfeier mit mehr als 500.000 jungen Menschen aus 180 Ländern sagte der Papst in der Nacht auf Sonntag in Toronto, die Menschheit stehe vor der dramatischen Entscheidung, auf welcher geistigen Grundlage sie die neue historische Epoche nach den großen Veränderungen des 20. Jahrhunderts aufbauen wolle. Es gehe darum, ob sie sich allein auf die technische Revolution und die Produktivität verlassen wolle, ohne sich auf die spirituelle Dimension des Menschen und auf universale ethische Werte zu beziehen.
Johannes Paul II. ging in seiner eindringlichen Ansprache auf die Terroranschläge des 11. September ein. Er erklärte, die Ereignisse von New York seien das Symbol für eine Welt, in der Feindschaft und Hass sich durchzusetzen scheinen. Das Gegenbild dazu sei am Anfang des neuen Jahrtausends das Heilige Jahr in Rom mit seinen Millionen von Pilgern auf dem Weg zu Christus gewesen. Christus sei das einzige tragbare Fundament, auf dem der Mensch seine Existenz aufbauen könne, betonte der Papst.
Das 20. Jahrhundert habe oft versucht, ohne dieses Fundament auszukommen. Das Ergebnis seien unmenschliche Gesellschaften gewesen. Die Christen wüssten, dass man Gott nicht ignorieren könne, ohne gleichzeitig den Menschen zu erniedrigen. Inmitten von Ungerechtigkeit und Leiden erwarte die Menschheit jetzt eine neue Zivilisation der Gerechtigkeit und des Friedens. Die jungen Christen seien dazu aufgerufen, an ihrem Aufbau mitzuwirken und anstatt auf Gewalt und Furcht auf die authentische Liebe zu setzen.
«Geschenk Gottes»
Als «Geschenk Gottes» wertete der Papst die Reihe der von ihm ins Leben gerufenen Weltjugendtage seit dem Jahr 1985. Bei diesen Großereignissen in unterschiedlichen Städten der Erde hätten sich Millionen von jungen Leuten auf den Weg gemacht, um bessere und engagiertere Zeugen des christlichen Glaubens zu werden. Mit einem besonderen Grußwort ging Johannes Paul II. auf das in seiner Heimatstadt Wadowice seit drei Jahren begangene internationale Jugendforum ein, bei dem sich inzwischen jährlich mehrere tausend junge Menschen aus der katholischen, der griechisch-katholischen und der orthodoxen Tradition treffen. Die Teilnehmer des Jugendforums in Wadowice waren über eine «TV-Brücke» mit dem Treffen in Toronto verbunden.
«We love Jesus»
Zum Abschluss der Vigilfeier sangen die Jugendlichen minutenlang die offizielle Hymne des Weltjugendtags «Lumiere du monde». Auch nach dem offiziellen Ende der liturgischen Feier blieben ungezählte Jugendliche auf dem Gelände des Downsview-Parks und verbrachten dort die Nacht.
Eine Gruppe jugendlicher Pilger legte mit sandgefüllten weißen Plastiksäcken, die von Scheinwerfern angestrahlt wurden, auf dem Rasen ein Bekenntnis ab: «We love Jesus». Ein Konzert im Dienst der geistlichen Berufungen dauerte bis tief in die Nacht.
Papst beendete Kurzurlaub auf Strawberry Island
Am Samstag hatte Papst Johannes Paul II. einen Kurzurlaub auf Strawberry Island im Lake Simcoe beendet. Dort hatte er sich zu Beginn seiner elftägigen Amerikareise in einem kirchlichen Gästehaus aufgehalten.
Am Samstagvormittag (Ortszeit) flog er nach Toronto, wo er bis Montag im Mutterhaus der Josephs-Schwestern im Morrow-Park wohnt. Kurz nach seinem Eintreffen empfing der Papst dort die Generalgouverneurin von Kanada, Adrienne Clarkson, Premierminister Jean Chretien, sowie Vertreter regionaler und lokaler Behörden zu privaten Begegnungen. Anschließend betete der Papst mit den Ordensfrauen gemeinsam das Angelus-Gebet und dankte ihnen in einer kurzen Ansprache für ihre Gastfreundschaft. Das Mittagessen nahm er gemeinsam mit den Bischöfen des Landes ein.
Kathpress
28. juli 2002