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Publisert 31. juli 2002 | Oppdatert 31. juli 2002

Die Heiligsprechung Juan Diegos untermauert Solidarität der Kirche mit den Indios und mit der katholischen Geschichte Mexikos

«Kathpress»-Korrespondentenbericht von Johannes Schidelko

Ciudad de Mexico, 31.7.02 (KAP) Keine Weltgegend hat Papst Johannes Paul II. öfter besucht als Lateinamerika - von Europa abgesehen. Aber keine der bislang 17 Reisen in die katholischste Region der Welt hat so sehr deren Volksseele berührt wie der jetzige Besuch in Mexiko. Mit der Heiligsprechung von Juan Diego Cuauhtlatoatzin (1474-1548), dem Seher von Guadalupe, erhob der Papst am Mittwoch den ersten Indio zur Ehre der Altäre. Zugleich wertete er das bedeutendste Marienheiligtum beider Amerikas am Rand von Ciudad de Mexico auf. Das Heiligtum der «Morenita» ist zutiefst mit der Volksfrömmigkeit verbunden. Es ist zugleich das Symbol des katholischen Mexiko, das 150 Jahre hindurch von der bürgerlich-antiklerikalen Elite verfolgt, missachtet und in den Hintergrund gedrängt wurde.

Mit einer bunten Begrüßungszeremonie hatte Mexiko am Dienstagabend den Papst willkommen geheißen. Eine dichte Wolke von Papierschnipseln in den Vatikanfarben gelb und weiß fiel beim Eintreffen des Gastes von der Decke des Präsidenten-Hangars, in den der Airbus aus Guatemala gerollt war. 5.000 versammelte Gäste feierten den Papst in Sprechchören als «Bruder - du bist Mexikaner» und zogen die Parallele zwischen Johannes Paul II. und dem neuen Heiligen: «Juan Diego - Juan Pablo». Präsident Vincente Fox, der vor zwei Jahren die 71-jährige Parteidiktatur des PRI (der «Partei der Institutionalisierten Revolution») beendet hatte, trug eine positive Bilanz seiner Regierung mit Erfolgen in fast allen Bereichen vor: in der Indio-Politik, in den Bereichen Menschenrechte, Bildung und Religion. Mexiko sei heute eine moderne und demokratische Nation. Papst Johannes Paul II. dankte für den freundlichen Empfang, lobte die reiche Geschichte und Kultur des Landes. Zugleich betonte er, dass zur Gestaltung des Vaterlandes eine ständige Erneuerung und ein konstanter Fortschritt notwendig sei. Dies deutete mancher als Wink, dass nach den großen Versprechen aus dem Wahlkampf deren Umsetzung noch nachhinkt.

Die Heiligsprechung des Juan Diegos stellt weit mehr dar als einen liturgischen, innerkirchlichen Akt. Sie hat enorme soziale und politische Bedeutung: eine späte Reverenz der Kirche an die Urbevölkerung, die in Mexiko trotz neuer Gesetze noch immer als benachteiligte Minderheit am Rande der Gesellschaft lebt. Der liturgische Akt ist ein starkes Signal, mit dem der Papst und die Kirche ihre Solidarität mit den Indios bekunden, ihrer zunehmenden kirchlichen Entfremdung gegensteuern und ihre Abwanderung zu den Sekten stoppen wollen. Erneut will die Kirche damit ihre Option für die Armen, Benachteiligten und Ausgegrenzten bekunden und sich zum Vorkämpfer für soziale Gerechtigkeit machen.

Denn «la Morenita», die dunkelhäutige Madonna, die Juan Diego im Jahr 1531 vier Mal erschien, ihm ihr Bild hinterließ - das heutige Wallfahrtsbild -, gilt als Symbol für die Armen und Entrechteten. Juan Diego ist der Volksheld, der dem spanischen Bischof nach vielen Fehlversuchen letztlich mit göttlicher Hilfe das Zugeständnis abgerungen hat, der Madonna eine Kirche zu bauen. Für den Papst ist die Heiligsprechung somit ein neues Element der Neu-Evangelisierung Lateinamerikas, die er mit seiner nun schon fast 25 Jahre zurückliegenden ersten Reise in diese Weltgegend eingeleitet hat.

Lange Zeit wurde bezweifelt, ob Juan Diego überhaupt gelebt hat. Selbst Guillermo Schulenburg, früherer Wallfahrtsdirektor des mit 20 Millionen Besuchern jährlich größten Marienheiligtums der Welt, bezeichnete ihn als «ein Symbol, aber keine Realität». Neue Forschungen wurden eingeleitet, und heute wird die Historizität der Gründergestalt weitgehend anerkannt, wenngleich die mexikanischen Antiklerikalen und ihre protestantischen Freunde sich immer noch daran klammern, dass Juan Diego nur eine «Erfindung der Priester» sei.

Kathpress
31. juli 2002

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