Der Papst auf den Spuren seiner Vergangenheit - Zwei Termine liegen Johannes Paul II. besonders am Herzen: Die Messe im Blonie-Park und der Besuch im neuen Heiligtum von Lagiewniki
Vatikanstadt-Krakau, 6.8.02 (KAP) Zwei Wochen nach seiner langen Amerikareise, die ihn nach Kanada, Guatemala und Mexiko geführt hat, reist Johannes Paul II. noch einmal nach Polen. Es wird eine kurze Heimatfahrt sein, denn mit Rücksicht auf die körperliche Schwäche des 82-jährigen wurden nur wenige Programmpunkte in die Planung aufgenommen. Während er bei seinen früheren Heimatbesuchen - zuletzt noch im Juni 1999 - zahlreiche Städte besuchte und einen Marathon an Messen, Ansprachen und Begegnungen absolvierte, wird er diesmal nur wenige Gottesdienste feiern und das Gebiet seiner früheren Erzdiözese Krakau nicht verlassen.
Es sind vor allem zwei Termine, die den Papst zum achten Mal eine Polenreise unternehmen lassen: Zum einen ist er seinen Krakauer Diözesanen noch eine Messe schuldig, die er bei seinem letzten Besuch vor zwei Jahren kurzfristig absagen musste, weil ihn eine Grippe-Erkrankung zum Ausruhen zwang. Hunderttausende hatten damals vergebens im strömenden Regen im Blonie-Park auf den Papst gewartet, und seither war klar, dass der Papst ganz gewiss nochmals in seine frühere Bischofsstadt zurückkehren würde.
Ein weiterer Pflichttermin für den Papst ist der Besuch am Grab der Heiligen Faustyna Kowalska auf dem Lagiewniki-Hügel bei Krakau. Die Visionen der 1938 früh verstorbenen polnischen Ordensfrau und Mystikerin hat auf die Entwicklung der Frömmigkeit des jungen Karol Wojtyla einen nachhaltigen Einfluss gehabt. Später als Bischof förderte er die von den Faustyna-Visionen geprägte Bewegung der «Göttlichen Barmherzigkeit», die heute weltweit Millionen von Anhängern zählt. 1993 wurde Faustyna Kowalska. Krönender Abschluss war die Heiligsprechung der Seherin im Heiligen Jahr, zu der Hunderttausende nach Rom kamen. Die neue Basilika zu Ehren der Heiligen wird der Papst bei seinem jetzigen Besuch segnen - der Bau wurde 1999 begonnen und wurde in Rekordzeit hochgezogen.
Wie bei allen Besuchen in Krakau wird der Papst auch diesmal die historisch bedeutsame Wawel-Kathedrale aufsuchen, in der er 1946 als Neupriester seine erste Heilige Messe feierte. Ferner will er am Grab seiner Eltern und seines Bruders beten. Und auch zum Abschluss der kurzen Reise wandelt der Papst noch einmal auf den Spuren der eigenen Vergangenheit: Er besucht den barocken Kalwarienberg Kalwaria Zebrzydowska in der Nähe seiner Geburtsstadt Wadowice. Die im 17. Jahrhundert erbaute religiöse Kunstlandschaft mit Kreuzwegstationen und Kapellen besuchte der junge Wojtyla häufig, um dort zu beten. Das einmalige Ensemble gehört mittlerweile zum Weltkulturerbe unter dem Schutz der Unesco, doch Johannes Paul II. wird auch diesmal nicht als Tourist dorthin kommen. 1979, als er bei seiner ersten Polenreise im Papstgewand das «polnische Golgotha» besuchte, bezeichnete er sich selbst als «einen der Pilger des Kalvarienberges» und bat die Anwesenden, für ihn an diesem Ort zu beten «während meines Lebens und nach meinem Tode».
Für die Polen wird die neuerliche Reise auch ein Stück Wehmut bedeuten. Viele gehen davon aus, dass es der letzte Besuch in der Heimat sein könnte, weil dem gebrechlichen Papst das Reisen immer schwerer fällt. Doch sie wissen, dass der Mann aus Wadowice, der an ihrer Befreiung von der kommunistischen Diktatur ebenso mitgewirkt hat wie an ihrer kommenden Aufnahme in die EU, trotz Alter und Krankheit noch immer für Überraschungen gut ist.
Kathpress
6. august 2002