Deutscher Religionswissenschaftler verweist auf neuen Trend im «Reich der Mitte»
Bonn-Peking, 6.1.03 (KAP) Während sich im Westen die Menschen verstärkt für östliche Religionen interessieren, entdecken immer mehr Chinesen das Christentum. Auf diesen Trend hat der Steyler Missionar und China-Experte P. Roman Malek in einem Interview mit der deutschen katholischen Nachrichtenagentur KNA aufmerksam gemacht. Dabei sei das Christentum gerade in China immer wieder «missverstanden, gehasst, unterdrückt und zerstört» worden. «Vielleicht ist es eine Ironie der Geschichte oder aber die Wirkung des unbändigen Geistes», meinte Malek.
Die Suche nach Orientierung, nach ethischen Grundlagen für die Gesellschaft und allgemein die Suche nach Transzendenz spiele derzeit in China eine entscheidende Rolle, sagte der Ordensmann und Wissenschaftler. Das chinesische Christentum in all seinen Erscheinungsformen gelte zwar als Marginal- und Fremdreligion. Es gebe jedoch Anzeichen dafür, dass es seinen westlichen Charakter verliere und zu einer soziokulturellen Kraft werde, betonte der Religionswissenschaftler, der an der Hochschule St. Augustin bei Bonn lehrt.
Ursache dafür ist laut Malek die schwindende Plausibilität der marxistisch-kommunistischen Ideale. Die damit verbundene Glaubenskrise verlange nach einer Umgestaltung der kulturellen Vorstellungen und Werte. Die Politik der «Öffnung für den Westen» habe die Chinesen zu einer neuen kulturellen Orientierung ermuntert.
Kathpress
6. januar 2003