Ökumenischer Patriarch unterstützt in Zeitungsinterview Position der russisch-orthodoxen Kirche in der Auseinandersetzung mit dem Heiligen Stuhl
Rom-Istanbul, 15.5.03 (KAP) Im Streit zwischen der russisch-orthodoxen und der römisch-katholischen Kirche hat sich das Oberhaupt der Weltorthodoxie, Patriarch Bartholomaios I., hinter Moskau gestellt. In einem Interview mit der italienischen Tageszeitung «Il Foglio» sagte der Ökumenische Patriarch, die Aktionen des Heiligen Stuhls in Russland - insbesondere der Aufbau einer katholischen Diözesanstruktur - dienten nicht dazu, die spirituellen Bedürfnisse der Katholiken zu befriedigen, sondern die Schwäche der durch Jahrzehnte der Verfolgung verletzten russischen Kirche auszunutzen.
Das Problem der unierten Kirchen - der mit Rom in Gemeinschaft stehenden ostkirchlichen Gemeinschaften - sei nicht die zentrale Frage, aber «zweifellos eine der Ursachen der Auseinandersetzungen», so Bartholomaios I. Die katholische Kirche habe im Zusammenhang mit der Unierten-Frage sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart «weltliche» Methoden angewandt.
Die Aufrufe des Papstes zur Wiederherstellung der christlichen Einheit seien aber «ehrlich», betonte der Ökumenische Patriarch; die Beziehungen zwischen den Kirchen hätten sich in den letzten Jahrzehnten verbessert. Voraussetzung für eine Wiederherstellung der Einheit sei aber der Verzicht auf jene «Neuerungen», die die katholische Kirche nach dem Schisma, der Kirchentrennung, eingeführt habe. Unter diesen «Neuerungen» nannte der Ökumenische Patriarch u.a. den Primat und die Unfehlbarkeit des Papstes sowie die Existenz der unierten Kirchen.
Kathpress
15. mai 2003