Orthodoxer Erzbischof von Jaroslawl und Rostow betont bei Bayern-Besuch, dass «Parallelstrukturen» nicht akzeptabel seien
München, 19.5.03 (KAP) Der russisch-orthodoxe Erzbischof von Jaroslawl und Rostow, Kyrill (Nakonetschnyj), verlangt vom Vatikan die Rücknahme der vor zwei Jahren erfolgten Errichtung von vier katholischen Diözesen in Russland. Außerdem solle er keinen katholischen Metropoliten mehr in Russland einsetzen, sagte der Erzbischof in einem Interview mit der deutschen katholischen Nachrichtenagentur KNA. Dies seien die Voraussetzungen für einen Versöhnungsprozess zwischen den beiden Schwesterkirchen. Spekulationen über einen Russland-Besuch von Papst Johannes Paul II. noch in diesem Jahr erteilte Kyrill eine Absage. «Die Voraussetzungen dafür sind derzeit nicht positiv», so Kyrill wörtlich.
Die römisch-katholische Kirche sei in Russland derzeit darauf aus, sich auszubreiten und nicht darauf, sich mit dem Moskauer Patriarchat zu verständigen, meinte Erzbischof Kyrill. Parallelstrukturen zur russisch-orthodoxen Kirche seien nicht akzeptabel. Er kenne keinen Russen, der damit einverstanden sei. Orthodoxe Priester und Gläubige wollten aber keine Konfrontation mit der römisch-katholischen Kirche. «Wir möchten gemeinsam friedlich leben», so der Erzbischof. Schmerzlich sei jedoch, dass Moskau von Rom vor der Einrichtung der Diözesen nicht gefragt worden sei.
Der Erzbischof war vor neun Tagen mit einer Delegation des Moskauer Patriarchats auf Einladung des Eichstätter Bischofs Walter Mixa nach Bayern gekommen. Mittlerweile hat er auch in München, Bamberg, Regensburg und Augsburg mit Weihbischöfen und Domkapitularen über die derzeitigen Probleme zwischen den beiden Kirchen gesprochen. Es sei wichtig, oft miteinander zu reden und sich besser kennen zu lernen, «statt unsere Kirchen zu spalten», erklärte Kyrill.
Kathpress
19. mai 2003