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Publisert 5. juni 2003 | Oppdatert 5. juni 2003

Die 100. Auslandsreise Johannes Pauls II. beginnt am Donnerstag

«Kathpress»-Korrespondentenbericht von Ludwig Ring-Eifel

Vatikanstadt, 3.6.03 (KAP) Kroatiens Bischöfe können ebenso wie Präsident Stipe Mesic zufrieden sein. Weil es Staat und Kirche gelang, den Papst zu seiner 100. Auslandsreise nach Kroatien einzuladen, ist die internationale Medien-Aufmerksamkeit für die ein wenig in Vergessenheit geratene Republik während des Besuchs vom 5. bis 9. Juni garantiert. Ungewöhnlich viele Journalisten beantragten, den Papst auf der Auslandsreise mit der spektakulären «runden» Zahl begleiten zu können, nur rund ein Drittel von ihnen bekam einen der begehrten Plätze im Papstflugzeug. Die häufig gestellte Frage, warum der Papst in seinem 25. Pontifikatsjahr ausgerechnet Kroatien die Ehre seiner 100. Auslandsreise erweist, kann freilich weder im Gastland noch im Vatikan überzeugend beantwortet werden, wahrscheinlich ist es ein bloßer Zufall.

Dass der Papst das Land zwischen Donau und Adria besonders schätzt, steht dennoch außer Zweifel. Immerhin ist es die wichtigste katholische Hochburg in Südosteuropa. Mehr als 80 Prozent der knapp 4,5 Millionen Kroaten sind römisch-katholisch, nach jüngsten Umfragen sollen es gar 88 Prozent sein.

Im Jänner 1992 war der Vatikan einer der ersten Staaten der Welt, der die kroatische Unabhängigkeit anerkannte - ein Schritt, der auch in der römischen Kurie nicht unumstritten war. 1994, als noch ein Drittel des Landes von jugoslawischen Truppen besetzt war, reiste Johannes Paul II. zum ersten Mal nach Zagreb und durchbrach damit seine eigene Maxime, wonach er Staaten mit ungeklärten Landesgrenzen nicht besucht. Im Sezessionskrieg der neunziger Jahre wurden 229 Kirchen, 19 Klöster und 98 Pfarrhäuser schwer, 541 weitere leicht beschädigt, mehr als 300.000 kroatische Katholiken waren Flüchtlinge.

Ein weiteres Mal reiste der Papst 1998 in das Land, das noch vom nationalistischen Kriegspräsidenten Franjo Tudjman mit fester Hand regiert wurde. Damals stand die Ehrung für einen kroatischen Katholiken im Vordergrund, der seine Treue zum Glauben und zum Papst unter der kommunistischen Herrschaft teuer bezahlen musste. Johannes Paul II. sprach Kardinal Alojzije Stepinac (1898-1960) selig, der 1946 unter Tito in einem Schauprozess wegen angeblicher Kollaboration mit den Ustascha-Faschisten zu 16 Jahren Haft und Zwangsarbeit verurteilt wurde und seither als Symbolfigur für das katholische Kroatien gilt.

Bei seinem dritten Besuch steht nun die Zukunft der jungen Nation im Mittelpunkt. Der neue Präsident Stipe Mesic - der auch der letzte Präsident des alten Jugoslawien war - hat eine Demokratisierung eingeleitet, die die Schatten des kroatischen Nationalismus vertreiben soll. Damit stehen die Chancen für eine Aufnahme in die EU gut, die der Papst seit langem ausdrücklich unterstützt. Auch die ökonomische Lage hat sich nach Jahren des Krieges und der galoppierenden Inflation allmählich stabilisiert: Seit 1999 wächst die Wirtschaft jährlich um rund 3,5 Prozent, die Arbeitslosigkeit konnte unter 20 Prozent gedrückt werden.

Damit steht Kroatien an einem Wendepunkt, den der Papst aus seiner polnischen Heimat nur zu gut kennt: Plötzlicher Wohlstand einzelner, Fälle von Korruption und mafioser Kriminalität, Pornografie und eine sich rasch ausbreitende Konsum-Mentalität bedrohen die ethischen Grundlagen. Die katholische Kirche ist in diesem ungewohnten Umfeld noch auf der Suche nach einer neuen Rolle; allerdings war in Kroatien die Neuorientierung des Zweiten Vatikanischen Konzils - nicht zuletzt dank der Tätigkeit des Zagreber Verlags- und Kulturzentrums «Krscanska Sadasnjost» (Christliche Gegenwart) - stärker präsent als in anderen kommunistisch beherrschten Ländern. Die Kirche kann sich seit dem Abschluss entsprechender Verträge zwischen Kroatien und dem Heiligen Stuhl im Jahr 1996 in Schulen, Krankenhäusern und Militär ungehindert betätigen, und seit 1998 ist auch die Entschädigung für die Enteignungen aus der Tito-Ära im Prinzip geregelt. Dennoch hat die Kirche bis heute keinen Weg gefunden, um den moralischen Verfall in Teilen der Gesellschaft zu stoppen.

Bei dem Versuch, der Kirche und dem Land Orientierung in der Umbruchzeit zu geben, setzt der Papst auf das Thema Familie. Noch fallen wichtige Kennziffern wie Scheidungshäufigkeit oder Geburtenrate im europäischen Vergleich günstig aus, doch die Bande der familiären Solidarität werden auch in Kroatien brüchiger. «Die Familie - Weg der Kirche und des Staates» lautet das offizielle Motto der Papstreise. In fünf Städten in allen Teilen des Landes hat der Papst Gelegenheit, den Kroaten seine Vision einer auf christlichen Werten basierenden Gesellschaft zu predigen.

Und vor der internationalen Medienkulisse möchte Johannes Paul II. zugleich dafür werben, dass das katholische Land möglichst bald in die EU aufgenommen wird. Ein Thema ist dabei auch die soziale Gerechtigkeit und der Einsatz für jene, die in der neuen Gesellschaftsordnung zu kurz kommen. Die für Freitag in Dubrovnik vorgesehene Seligsprechung von Schwester Maria Petkovic (1892-1962) bietet den idealen Anlass, daran zu erinnern: Sie gründete den Orden der «Töchter der Barmherzigkeit», der sich in vorbildlicher Weise für sozial Benachteiligte engagiert.

Ebenso dürfte das Thema Frieden einen wichtigen Stellenwert einnehmen, wenn Johannes Paul II. am Samstag Slawonien mit den Städten Osijek und Djakovo besucht, wobei er allerdings die Symbolstadt Vukovar mit ihren bis heute sichtbaren schweren Zerstörungen auslässt. Mit Spannung wird erwartet, ob er in Slawonien auch zum Thema Serbenvertreibung Stellung nimmt, denn bei der Offensive Tudjmans 1995 wurden Hunderttausende von Serben aus dem Osten des Landes vertrieben, nachdem zuvor die Serben ihre Politik der «ethnischen Säuberung» betrieben hatten. Dass der Papst den serbisch-orthodoxen Metropoliten Jovan treffen will, ist in diesem Zusammenhang ein wichtiges Signal.

Ein weiterer Höhepunkt dürfte die Messe am Sonntag im Hafendelta von Rijeka sein. Die Stadt gehörte bis 1947 zu Italien (für den letzten italienischen Quästor/Polizeipräsidenten Giovanni Palatucci, der wegen seines Einsatzes für die Juden in Dachau starb, ist ein Seligsprechungsverfahren im Gang) und ist damit eine historische Schnittstelle von Ost und West in Europa. Dies bietet dem Papst Gelegenheit, über die neue Einheit des Kontinents zu sprechen, in der Kroatien eine wichtige Rolle übernehmen soll.

Kathpress
3. juni 2003

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