In Dubrovnik beschwor der Papst die Freiheitsliebe der Kroaten
«Kathpress»-Korrespondentenbericht von Ludwig Ring-Eifel
Dubrovnik, 6.6.03 (KAP) Bei strahlendem Sonnenschein und hochsommerlicher Hitze hat Papst Johannes Paul II. am Freitag den ersten religiösen Höhepunkt seiner fünftägigen Kroatienreise zelebriert. Unweit der historischen Altstadt von Dubrovnik, deren mittelalterliche Befestigungsanlagen nach dem Jugoslawienkrieg wieder ein Anziehungspunkt für Touristen aus vielen Ländern Europas sind, sprach er unter dem Beifall von mehr als 50.000 Menschen die 1966 verstorbene Ordensgründerin Maria Petkovic selig.
Die am Rand des Segelhafens von Dubrovnik versammelten Gläubigen feierten den Papst in volksfestartiger Stimmung. Die neue Selige ist über Kroatien hinaus bekannt, der von ihr gegründete Orden ist vor allem in Südamerika aktiv. Dort geschah auch das Ereignis, das als Wunder anerkannt wurde und zur Seligsprechung führte: Die Besatzung eines havarierten peruanischen U-Boots wurde auf wundersame Weise gerettet, nachdem der Kommandant die Fürbitte der Ordensgründerin angerufen hatte. Deshalb waren bei der Feier zahlreiche Menschen aus Lateinamerika, unter ihnen auch peruanische Marineangehörige, anwesend.
Doch der Papst sprach in Dubrovnik auch von anderen, den Menschen in der Adria-Metropole näher liegenden Ereignissen. Er knüpfte an die sprichwörtliche Freiheitsliebe der Bevölkerung von Dubrovnik an, die als damals noch unabhängige Stadtrepublik bereits früh im 15. Jahrhundert die Sklaverei abschaffte und deren noch in Latein verfasstes Motto daran erinnert dass man «die Freiheit nicht für alles Gold der Welt verkauft». Als er das zitierte, applaudierten die Zuhörer begeistert.
Dass die Freiheit oft auch einen blutigen Preis hat, musste Johannes Paul II. den Menschen in Dubrovnik nicht erst erklären. Die Stadt hat im Jugoslawienkrieg mehr gelitten als die anderen kroatischen Küstenstädte. Zeitweise war ein Drittel der Bevölkerung auf der Flucht, rund 100 Menschen wurden getötet, zahlreiche Gebäude der historischen Altstadt, die zum Weltkulturerbe der Menschheit zählt, wurden beschädigt.
Johannes Paul II. ging in seiner Predigt vor allem auf die Leiden der Frauen in den Kriegsjahren ein. Er sprach von den Witwen und jenen Frauen, die «auf andere Weise» schrecklich leiden mussten - eine verhaltene Anspielung auf die Fälle von Vergewaltigungen, die es im Zuge des Jugoslawienkrieges immer wieder gegeben hat.
Doch er blieb nicht bei der Vergangenheit stehen, sondern rief die Frauen auf, sich im modernen Leben mit ihren besonderen Gaben zu bewähren. Ihre Mitwirkung in Familie, Gesellschaft und Kirche sei unersetzlich.
Am Nachmittag stand für den Papst eine Besichtigung der Altstadt von Dubrovnik auf dem Programm, wo etliche Gebäude noch immer die deutlich sichtbaren Narben des Krieges tragen. Und für Samstag war eine Reise nach Slawonien vorgesehen, das sich anders als Dubrovnik bis heute nicht vom Krieg erholt hat.
Kathpress
6. juni 2003