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Publisert 10. juni 2003 | Oppdatert 10. juni 2003

Johannes Paul II. predigte den Kroaten katholische Identität und Frieden mit Serben

«Kathpress»-Korrespondentenbericht von Ludwig Ring-Eifel

Zagreb, 9.6.03 (KAP) Mit einem Wortgottesdienst auf dem römischen Forum von Zadar hat Papst Johannes Paul II. am Pfingstmontag seine dritte und längste Kroatienreise beendet. Anschließend flog er auf einer Route, die nach der Legende bereits der Apostel Petrus auf seinem Weg nach Rom per Schiff gewählt hatte, zurück in den Vatikan.

Der Wortgottesdienst in Zadar wurde für den Papst zu einem emotionalen Höhepunkt. Die Begeisterung der Teilnehmer in der vom Krieg besonders stark betroffenen Region schien größer und der Applaus lauter als an den anderen Stationen seines fünftägigen Besuchs. Johannes Paul II. war sichtlich bewegt. Am Ende der einstündigen Zeremonie ließ er sich noch einmal das Mikrofon geben und improvisierte auf Kroatisch: «In Euren Gesichtern habe ich die Leiden des Krieges gesehen».

Mit der Ansprache von Zadar vollendete der 83-jährige Pontifex ein körperlich anstrengendes und inhaltlich vielschichtiges Reiseprogramm, bei dem die besondere Bedeutung, die er Kroatien beimisst, immer wieder zum Tragen kam. In insgesamt sechs Ansprachen verkündete er den noch immer unter den Nachwirkungen des Jugoslawienkrieges (1991-1995) leidenden Kroaten eine doppelte Botschaft: Zum einen rief er sie auf, ihre jahrhundertealte katholische Identität in der nach-kommunistischen Umbruchszeit zu bewahren und sie beim ersehnten Beitritt zur EU neu zu entfalten. Mit der in Dubrovnik selig gesprochenen Ordensgründerin Marija Petkovic (1892-1966) gab er ihnen ein Vorbild dafür, wie kroatisch-katholisches Erbe nicht rückwärtsgewandt und aggressiv, sondern im guten Sinn missionarisch in der Welt wirken kann. Besonderen Nachdruck legte er bei seinen Reden auf traditionelle Werte wie Ehe und Familie und schnitt damit ein Thema an, dass auch jenseits der Grenze der serbisch-orthodoxen Kirche am Herzen liegt. Zum andern appellierte er an die Kroaten, sich angesichts der noch nicht verheilten Wunden des Krieges für die Aussöhnung mit den einstigen serbischen Feinden einzusetzen.

Einige symbolträchtige Szenen illustrierten diese Botschaft der Versöhnung eindringlicher als die Worte des Papstes. So fand die Versöhnungsmesse in Osijek im einstigen Kriegsgebiet der Region Slawonien im Schatten des «Kruzifixes von Vukovar» statt, das im Krieg von Soldaten der jugoslawischen Bundesarmee mit Maschinengewehrsalven schwer beschädigt wurde und dessen Schicksal mit der kaltblütigen Ermordung von 183 Zivilisten verknüpft ist. Eine weitere sprechende Geste gab es bei der Verabschiedung am Flughafen von Osijek, als der Papst eine Mutter und einen Vater segnete, die beide im Krieg ihre Beine eingebüßt hatten. Neben den behinderten Eltern, die für den Rest ihres Lebens die Verletzungen des Krieges tragen, standen wie ein Symbol der Hoffnung auf eine friedliche Zukunft ihre zwei gesunden, strahlenden Kinder.

Dass im früheren Jugoslawien eine Ära des friedlichen Nebeneinanders allmählich Gestalt annimmt, illustrierte auch die Abschaffung der Visumpflicht zwischen den einstigen Feindländern Kroatien und Serbien: Wenige Tage vor dem Papstbesuch setzten die beiden Regierungen die Aufhebung des Visumzwangs im Reiseverkehr in Kraft, wenn auch zunächst nur probeweise und auf sechs Monate befristet. Sollte sich der Frieden auf Dauer etablieren, wäre dies auch eine späte Bestätigung für die außenpolitische Kühnheit des Papstes in der Frühzeit der Jugoslawienkrise. Damals, im Jänner 1992, erkannte der Vatikan als einer der ersten die Unabhängigkeit des jungen Kroatien an und nahm trotz Protesten aus Belgrad diplomatische Beziehungen mit Zagreb auf.

Überschattet wurde die 100. Auslandsreise des Papstes von Attentatsdrohungen sowie von den Auswirkungen der ungewöhnlich hohen Außentemperaturen. Hunderte von Menschen mussten bei den Papstmessen unter freiem Himmel wegen Kreislaufproblemen behandelt werden, einige starben an Herzversagen. Auch dem Papst waren die Belastungen durch die Hitze und den Stress der Reise anzumerken, doch trotz seiner unübersehbaren Erschöpfung sprach er in beinahe fehlerfreiem Kroatisch und mit gut verständlicher Artikulation.

Eine zusätzliche Etappe der päpstlichen Reisetätigkeit auf dem Balkan wird in zwei Wochen stattfinden, wenn er in der Republika Srpska, der serbischen «Entität» des Zwitterstaates Bosnien-Hercegovina, den Jugendapostel Ivan Merz selig spricht. Erstmals reist das Oberhaupt der römischen Kirche dann in ein Gebiet, dessen Christen mehrheitlich dem orthodoxen Patriarchen von Belgrad unterstehen. Sollte die Feier in Banja Luka in ökumenischer Eintracht und ohne Polemik verlaufen, steht auch einer späteren Reise nach Belgrad nicht mehr viel im Weg.

Kathpress
9. juni 2003

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