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Publisert 21. juni 2003 | Oppdatert 21. juni 2003

Schwierige Visite im serbischen Teil von Bosnien-Hercegovina

«Kathpress»-Hintergrundbericht von Johannes Schidelko

Vatikanstadt-Sarajevo, 20.6.03 (KAP) Nur wenige Tage nach seiner wichtigen Kroatienreise setzt Papst Johannes Paul II. am Sonntag seine Friedensmission auf dem Balkan fort. In Banja Luka, der von Krieg und ethnischen Säuberungen besonders betroffenen Hauptstadt der Republika Srpska, wird er den katholischen Intellektuellen Ivan Merz (1896-1928) selig sprechen. Zugleich will er die drei im künstlichen Staatsgebilde Bosniens zusammengefassten ethnisch-religiösen Gruppen der Bosniaken, Serben und Kroaten zu Versöhnung und gegenseitigem Respekt aufrufen. Mit seiner 101. Auslandsreise will Johannes Paul II. zudem einen ökumenischen Brückenschlag zur Orthodoxie versuchen. Vor allem aber möchte er deutlich machen, dass die - meist kroatischen - Katholiken auch künftig als Minderheit ihren Platz in allen Teilen Bosniens haben müssen.

Die Situation in Bosnien ist komplexer und schwieriger als sie der Papst vor zwei Wochen in Kroatien erlebt hat. Dies liegt vor allem an der ethnischen, religiösen und territorialen Spaltung des Landes - auch wenn das künstliche Staatsgebilde knapp acht Jahre nach dem Friedensabkommen von Dayton dank des energischen UNO-Repräsentanten und mit Hilfe von 19.000 SFOR-Soldaten äußerlich zur Normalität übergeht. Der Bürgerkrieg wütete hier schlimmer, die ethnischen Säuberungen wurden brutaler durchgesetzt als in den Nachbarländern. 2,5 Millionen Menschen wurden nach Angaben des UN-Flüchtlingswerkes aus ihren Heimatorten vertrieben, rund 200.000 fanden den Tod.

190 Massengräber sind bekannt. Die Massentötung von bis zu 8.000 Muslimen bei Srebrenica gilt als das schlimmste Verbrechen in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg (allerdings nur deshalb, weil Politikern und Journalisten die schlimmeren Massaker in anderen Gegenden des Kontinents nicht präsent sind). Im Zuge der Verhandlungen um die 2002 erfolgte Aufnahme Bosniens in den Europarat wurden Minderheitenrechte garantiert, doch die Umsetzung der Menschenrechte kommt nur langsam voran. Und auch wenn sowohl in der «Republika Srpska» als auch in der «Bosnisch-Kroatischen Föderation» inzwischen wieder nennenswerte Minderheiten der je anderen Volksgruppen leben, verläuft die vertraglich verbriefte Rückkehr der Flüchtlinge in ihre Wohnorte doch äußerst schleppend.

Banja Luka war von den ethnischen Säuberungen ganz besonders betroffen. Von den ursprünglich 120.000 Katholiken der Diözesen leben hier heute noch - oder wieder - 20.000. 99 Kirchen wurden während der Kämpfe zerstört, 127 beschädigt, lautet die düstere Statistik. Bei seiner Ankunft wird der Papst von dem Dreier-Präsidium des Gesamtstaates, dem Hohen Repräsentanten der UNO, dem Briten Paddy Ashdown, sowie dem Präsidenten der Serben-Republik begrüßt. Der Zufall will es, dass derzeit turnusmäßig der Serbe Borislav Paravac den Vorsitz im Präsidenten-Kollektiv führt und die Begrüßungsrede an den Papst richtet.

Symbolträchtig ist der Ort der Messe, am Stadtrand, neben dem Dreifaltigkeits-Konvent der Franziskaner auf den Petricevac-Hügel. 1995 wurde der Konvent von paramilitärischen Truppen zerstört. Nach dem Überfall sollen die serbischen Kämpfer hier getanzt und geprahlt haben: «Hier wird nie wieder eine katholische Messe gefeiert». An dieser Stelle steht heute der Papstaltar. Die Trümmer der ebenfalls zerstörten Konvents-Kirche wurden vor dem Papstbesuch auf kirchliches Drängen und mit staatlicher Unterstützung rasch beseitigt. Die Fernsehbilder von der Papstmesse sollten keine Trümmerlandschaft zeigen, und nicht unnötig neue Wunden aufreißen, meinten die Planer.

Der Papst steht in Banja Luka vor einer äußerst schwierigen Aufgabe. Dennoch ist der Zeitpunkt günstig: Bosnien drängt wie die Nachbarstaaten in die EU, und die Verantwortlichen sind dafür zu Zugeständnissen bereit. Insofern ist die Papstreise auch ein Prüfstein für eine beginnende Normalität.

Man muss abwarten, inwieweit der Zehn-Stunden-Besuch Impulse für den in letzter Zeit verbesserten Kontakt zu den serbischen Orthodoxen bringt. Bisher ist mit ihnen nur eine Begegnung im Rahmen des Interreligiösen Rates vorgesehen, dem neben Katholiken und Orthodoxen auch Muslime und Juden angehören. Vor allem aber will Johannes Paul II. seinen Gläubigen, der katholischen Minderheit in der serbischen Entität, Rückenstärkung geben, will sie zum Ausharren und zur Rückkehr animieren. Und dazu präsentiert er ihnen als großes Vorbild den neuen Seligen. Von den heute vier Millionen Einwohnern Bosnien-Hercegovinas sind 461.000 katholisch, 11,3 Prozent der Bevölkerung. Vor dem Bürgerkrieg 1992/95 waren es von 4,4 Millionen noch 17,2 Prozent (769.000). Sie (meistens kroatischen) Katholiken waren von den Vertreibungen besonders betroffen.

Eine Gemeinsamkeit hat der Papstbesuch bereits im Vorfeld erreicht: Erstmals kommt eine gemeinsame Briefmarke heraus, die in beiden Landesteilen von Bosnien-Herzegowina gilt. Mit Banja Luka besucht der Papst eine der drei Diözesen des Landes. In Sarajevo war er bereits 1997 zu Gast. Die Diözese Mostar hat zwar die höchste Katholikenquote, schien aber wegen des dort gelegenen umstrittenen Wallfahrtsortes Medjugorie als kirchenpolitisch zu heikel für eine Papstvisite.

Kathpress
20. juni 2003

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