102. Auslandsreise Johannes Pauls II. begann mit unerwarteten Problemen
«Kathpress»-Korrespondentenbericht von Ludwig Ring-Eifel
Preßburg, 11.9.03 (KAP) Mit unerwarteten Problemen hat am Donnerstag die 102. Auslandsreise von Papst Johannes Paul II. begonnen. Schon beim Abflug der Papstmaschine in Rom gab es eine erhebliche Verzögerung, und als der Airbus der «Alitalia» in Preßburg gelandet war, musste das Begrüßungskomitee aus staatlichen und kirchlichen Autoritäten rund eine Viertelstunde warten, bevor der 83-jährige Papst das Flugzeug mit Hilfe einer mobilen Hebebühne verließ.
Nachdem Johannes Paul II. dann schließlich im Rollsessel ans Ende des Roten Teppichs gefahren worden war und die Begrüßungsrede des slowakischen Staatspräsidenten Rudolf Schuster angehört hatte, wollte er seinerseits eine Begrüßungsansprache halten. Er war aber physisch kaum in der Lage, auch nur den ersten Absatz seiner kurzen Rede zu verlesen - und das, obwohl ihm die dem Polnischen verwandte slowakische Sprache keine großen Schwierigkeiten bereitet.
Seine Stimme war schwach, auch die Atmung schien ihm Probleme zu bereiten. Sein persönlicher Sekretär, Bischof Stanislaw Dziwisz, reagierte kurz entschlossen und gab das Redemanuskript nach einer kurzen Verständigung mit dem Papst einem jungen slowakischen Priester, der die folgenden Redeabsätze an Stelle des Papstes vortrug. Den letzten Absatz schließlich las wieder Johannes Paul II. selbst, doch seine Stimme war abermals so schwach, dass es kaum möglich war, die Worte zu verstehen.
Eine Verschlechterung des Gesundheitszustand des Papstes gegenüber dem Frühling dieses Jahres hatte sich bereits während der Sommermonate bei seinem Aufenthalt in der Sommerresidenz Castelgandolfo bemerkbar gemacht. Doch noch nie war der Papst beim Auftakt einer Auslandsreise so schwach, dass seine Umgebung zu derartigen Improvisationen gezwungen gewesen wäre. Vatikansprecher Joaquin Navarro-Valls kommentierte den Vorfall mit den Worten, es sei logisch, dass man versuche, dem Papst die Mühen seiner Reisen zu erleichtern, wann immer dies möglich sei.
Die äußerst schwache körperliche Verfassung des Papstes überschattete die inhaltlichen Aussagen seiner Ankunftsrede. Johannes Paul II. hatte in den stellvertretend verlesenen Teilen der Rede betont, dass er vom EU-Beitritt der Slowakei im kommenden Jahr einen Beitrag zur christlichen Identität Europas erwartet und dass es beim Projekt des vereinten Europa um mehr geht als um materiellen Reichtum. Er hatte auch zur derzeitigen Abtreibungsdiskussion in der Slowakei Stellung bezogen, indem er seine Gastgeber ermahnte, das menschliche Leben «in all seinen Formen» zu schützen. Und er forderte den Schutz der Familie und die Solidarität mit den Benachteiligten der Gesellschaft ein.
In den kommenden Tagen will der Papst insgesamt drei große Gottesdienste in verschiedenen Städten der Slowakei halten und am Sonntag als Höhepunkt in Petrzalka zwei Märtyrer der kommunistischen Kirchenverfolgung selig sprechen. Seine zentrale Botschaft, dass die Menschen in Mitteleuropa aus den Schrecken des Kommunismus lernen und einen Beitrag zum Aufbau eines Kontinents der Menschrechte und der ethischen Werte leisten sollen, wird er trotz seiner vielfältigen Beschwerden kraftvoll verkünden.
Kathpress
11. september 2003