Kardinal Schönborn unter den Konzelebranten des Papstes - Johannes Paul II. richtete auf deutsch einen besonderen Gruß an die Österreicher
Preßburg, 14.9.03 (KAP) Mehrere Tausend Pilger aus Wien, Niederösterreich und dem Burgenland - mit Kardinal Christoph Schönborn an der Spitze - nahmen am Sonntag an der großen Messe mit Papst Johannes Paul II. in Petrzalka teil. Bei der Messfeier auf einem Freigelände in der in kommunistischer Zeit erbauten Satellitenstadt wurden - in Sichtweite der österreichischen Grenze - zwei Märtyrer selig gesprochen, die Opfer des Totalitarismus waren: Der griechisch-katholische Bischof Vasyl Hopko und die Ordensfrau Zdenka Schelingova. Zum Abschluss des Gottesdienstes richtete Johannes Paul II. auf deutsch einen besonderen Gruß an die Pilger aus Österreich und erteilte ihnen seinen Segen.
Viele Pilger aus Österreich waren bereits am frühen Morgen in Petrzalka eingetroffen. So war etwa der 7-Uhr-Zug aus Wien diesmal fast ausschließlich mit Gläubigen besetzt, die zur Papstmesse wollten. Die «Wiener KirchenZeitung» veranstaltete eine Pilgerfahrt nach Petrzalka, an der so viel Interesse bestand, dass vier Autobusse gechartert werden mussten. Weitere große Gruppen von Pilgern kamen aus Polen, der Tschechischen Republik, Ungarn, Kanada, Argentinien (Exilslowaken) und der Ukraine; kleinere Gruppen kamen aus allen südosteuropäischen Ländern, auch aus Albanien.
Im Hinblick auf das Fest der Erhöhung des Kreuzes, das von der katholischen Kirche am 14. September begangen wird, erinnerte der Papst daran, dass die beiden Märtyrer Vasyl und Zdenka «mit tiefem Glauben ihren Blick auf das Kreuz gerichtet» hatten. In ihrer bedrückenden Situation von Folter und Haft hätten sie das Kreuz als ihre «einzige Hoffnung» erkannt.
Die Ordensschwester Zdenka (Cecilia) Schelingova (1916-1955) wurde von kommunistischen Geheimpolizisten gefoltert; als sie an Krebs erkrankte, wurde sie aus dem Gefängnis entlassen, weil das Regime keine Märtyrerin wollte. Bischof Vasyl Hopko (1904-1976) war Weihbischof der griechisch-katholischen Diözese Presov (Prjasiw) und wurde nach der gewaltsamen Liquidierung der griechisch-katholischen Kirche in der Tschechoslowakei durch das kommunistische Regime im Jahre 1950 ins Gefängnis geworfen. Nach seiner Freilassung 1964 wurde der schwer kranke Bischof unter Hausarrest gestellt. Im «Prager Frühling» 1968 stand er an der Spitze eines Komitees, das die Wiederzulassung der mit Rom unierten Kirche durchsetzte.
Ursprünglich wollte Johannes Paul II. am Nachmittag, vor dem Rückflug nach Rom, auch den zehn Kilometer von Preßburg entfernten und durch seine «Wunderbare Quelle» bekannten Marienwallfahrtsort Marianka unmittelbar an der österreichischen Grenze besuchen. In Marianka wird am Montag, 15. September, in feierlicher Form das Fest der in der Slowakei besonders verehrten Mater Dolorosa begangen. Die Slowakische Bischofskonferenz versammelt sich von 15. bis 17. September in Marianka; Kardinal Schönborn wird vor den slowakischen Bischöfen über den Mitteleuropäischen Katholikentag sprechen. Der Papst ging im verlesenen Teil seiner Ansprache auf die bevorstehenden Feiern in Marianka und an anderen Marienorten ein.
Architektonisch «verewigt» wird die Papstmesse in Petrzalka durch die in unmittelbarer Nachbarschaft zum Papstaltar entstehende große neue Pfarrkirche. Sie soll um Weihnachten eingeweiht werden. Der fast fertig gestellte Rundbau wird 1.000 Gläubigen Platz bieten. Bei der Seligsprechungsmesse diente der Kirchenrohbau als Sakristei und Garderobe. Insgesamt konzelebrierten 58 Bischöfe mit Johannes Paul II., davon neun Kardinäle: Jan Korec (Slowakei), Christoph Schönborn (Österreich), Jozef Glemp (Polen), Franciszek Macharski (Polen), Lubomyr Husar (Ukraine), Miloslav Vlk (Tschechische Republik), Jozef Tomko (Vatikan), Laszlo Paskai (Ungarn) und Joachim Meisner (Deutschland). Das Areal, wo die Papstmesse stattfand, erhält den Namen «Johannes Paul II.-Platz».
Kathpress
14. september 2003