Positive Signale nach dem Besuch Putins beim Papst
«Kathpress»-Korrespondentenbericht von Ludwig Ring-Eifel
Vatikanstadt, 6.11.03 (KAP) «Ich warte auf positive Nachrichten von Ihnen!» Mit diesen Worten hat nach Angaben von Augenzeugen Papst Johannes Paul II. am Mittwochabend den russischen Präsidenten Wladimir Putin im Vatikan verabschiedet. Vorausgegangen war ein Treffen, dessen Klima Vatikansprecher Joaquin Navarro-Valls als «sehr herzlich» bezeichnete. In dessen Verlauf soll der Papst nach unbestätigten Angaben aus Putins Umfeld dem Präsidenten für dessen Einsatz für den Frieden und für die Aussöhnung der Konfessionen in Russland gedankt haben.
Angesichts der Tatsache, dass das Verhältnis zwischen der russischen Regierung und dem Vatikan noch Anfang des Jahres schwer belastet war, wurde der Besuch von römischen Vatikan-Beobachtern positiv bewertet. Grund für die Verstimmung war die Ausweisungen mehrerer katholischer Priester ausländischer Staatsangehörigkeit aus Russland.
Dass nun wieder freundliche Töne zwischen dem Kreml-Herrn und dem Papst ausgetauscht werden, hat eine Reihe von Gründen. Der wichtigste ist sicherlich der, dass der Vatikan seine Linie in der russischen Kirchenpolitik «nachjustiert» hat. Zuvor war es im Februar 2002 mit der Errichtung von vier katholischen Diözesen auf russischem Gebiet (mit Moskau als Metropolitan-Erzdiözese) zu einer harten Konfrontation gekommen.
Im Gegenzug begannen die russischen Behörden mit der Ausweisung besonders eifriger katholischer Priester mit ausländischer Staatsangehörigkeit aus «Gründen der inneren Sicherheit». Dabei wurde in der Regel der «kalte» Weg eines Visumentzugs oder der Verweigerung einer Visumverlängerung gewählt. Höhepunkt dieser Gegenmaßnahmen war die Abschiebung des (aus Polen stammenden) Bischofs im ostsibirischen Irkutsk, Georgij Mazur, im April 2002. Dieser Schritt wiederum löste scharfe Proteste auf vatikanischer Seite aus.
Obwohl es auch danach noch vereinzelte Ausweisungen von Priestern gab, hat sich das Klima zwischen Kreml und Vatikan in den vergangenen Monaten wieder merklich beruhigt. Wichtigstes Symbol des Entspannungswillens auf römischer Seite ist die rasche Neubesetzung des Bischofsstuhls in Irkutsk durch den in Kasachstan geborenen Geistlichen Kyrill Klimowicz und die Versetzung Mazurs nach Polen im April 2003. Damit signalisierte der Vatikan, dass er die erlittene Wunde im Fall Mazur nicht offen halten, sondern heilen lassen will. Die glatte Lösung dieser Krise gilt als ein Werk des neuen Apostolischen Nuntius, Erzbischof Antonio Mennini. Seit seiner Ernennung vor einem Jahr ist der Ton zwischen Rom und Moskau deutlich sanfter geworden.
Hinzu kommt die Rolle Putins, dem an religiösen Streitigkeiten zwischen Katholiken und Orthodoxen in Russland - auch mit Blick auf seine Annäherung an Europa - nicht gelegen ist. Die internationale Konstellation tut ein Übriges: Vatikan und Kreml sind sich in der Ablehnung einer ungebremsten amerikanischen Hegemonialpolitik auf Weltebene einig, und auch bei der Beurteilung der Lage im Heiligen Land gibt es viele Gemeinsamkeiten.
Dass sich das Klima allmählich verbessert, zeigte eine Begebenheit bei einem Treffen zum silbernen Pontifikatsjubiläum in der katholischen Moskauer Marienkathedrale am 15. Oktober. Dort überbrachte der orthodoxe Priester Joann Lapidus im Namen von Metropolit Kyrill, dem Leiter des Außenamts des Moskauer Patriarchats, Glückwünsche von Patriarch Aleksij und lobte unter dem Beifall der übrigen Teilnehmer ausdrücklich die Bemühungen des Papstes um den Frieden und für die Versöhnung der Kirchen.
Ins Bild passen auch Meldungen aus Russland, wonach sich ein Sprecher des Außenamtes des Patriarchats nach dem Treffen Putins mit dem Papst zufrieden geäußert hat. Von diesem Punkt bis zu einer Einladung des Papstes nach Russland bleibt allerdings noch immer ein weiter Weg.
Kathpress
6. november 2003