Moskau, 29.1.04 (KAP) Wenige Wochen vor dem geplanten Besuch von Kurienkardinal Walter Kasper in Moskau hält sich der einflussreiche italienische Bischof Vincenzo Paglia zu ökumenischen Gesprächen in der russischen Hauptstadt auf. Dies verlautete aus der internationalen kirchlichen Gemeinschaft «Sant'Egidio» in Rom, deren geistlicher Berater Paglia ist. Die Gemeinschaft und der Bischof von Terni unterhalten - wie mehrere andere italienische Diözesen und Ordensgemeinschaften - seit langem gute Kontakte mit der russisch-orthodoxen Kirche. Die Gespräche Paglias in Moskau dienten dazu, die Annäherung zwischen der katholischen Kirche und dem Moskauer Patriarchat zu fördern und «bestehende Probleme zu lösen». Einen unmittelbaren Zusammenhang mit dem geplanten Besuch Kaspers wollte ein Sprecher der Gemeinschaft weder bestätigen noch dementieren.
«Katholiken, drängt nicht nach Russland»
Zeitgleich mit dem Besuch Bischof Paglias hat allerdings der Leiter des Außenamts des Moskauer Patriarchats, Metropolit Kyrill von Smolensk, neuerlich die Vorwürfe seiner Kirche gegen die Katholiken zusammengefasst. «Predigt vor Eurer Gemeinde, aber nicht Ihr seid die Ortskirche in Russland. Wir sind die Ortskirche. Wir tragen die Verantwortung vor Gott für unser Volk, wie Ihr die Verantwortung in Italien, Spanien und anderen Ländern tragt», sagte der Metropolit im Hinblick auf die Katholiken. Er erinnerte daran, dass es in einer der größten katholischen Regionen der Welt - Lateinamerika - heute eine kolossale Zahl von Sekten gibt, die die katholische Kirche bedrängen: «Kämpft dort, aber drängt nicht nach Russland, wo die russisch-orthodoxe Kirche seit tausend Jahren die Verantwortung vor Gott, vor der Geschichte, vor ihrem Volk trägt. Behindert uns nicht, bildet keine parallelen missionarischen Strukturen».
Metropolit Kyrill hält es jedoch für eine «absolut normale Erscheinung», dass es auf dem Territorium Russlands und anderer GUS-Staaten Katholiken unter den Deutschen, Litauern und Polen gibt. Unter bestimmten Bedingungen könne das Moskauer Patriarchat mit der römisch-katholischen Kirche zusammenarbeiten. «Unsererseits gibt es keine Feindschaft oder Hass, wir haben uns nicht abgeschirmt. Aber wir lassen nicht zu, dass unter dem Vorwand eines Dialogs eine gut geplante und finanzierte missionarische Tätigkeit in unserem Land durchgeführt wird», so der Metropolit.
Was ein mögliches Treffen zwischen dem Papst und Patriarch Aleksij II. angeht, so könne unter den jetzigen Bedingungen davon gar keine Rede sein, betonte der Leiter des Außenamts: «Der Patriarch darf sich nicht mit dem Papst treffen, denn wenn sich solche Hierarchen treffen, müssen sie sich umarmen, müssen sie einander die Hand geben. Das wäre ein trügerisches Bild. Es würde diejenigen sehr zufrieden stellen, die eine missionarische Tätigkeit gegen unser Volk betreiben».
Kathpress
29. januar 2004