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Publisert 17. februar 2004 | Oppdatert 17. februar 2004

Moskau, 17.2.04 (KAP) Unmittelbar vor dem Moskau-Besuch des Präsidenten des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen, Kardinal Walter Kasper, hat die russisch-orthodoxe Kirche ihre Skepsis im Bezug auf die vatikanische Haltung neuerlich betont. Die römisch-katholische Kirche dürfe nicht orthodoxe Gläubige abwerben, forderte der Sprecher des Moskauer Patriarchats, Wsewolod Tschaplin, am Montag. Außerdem dürfe sich die griechisch-katholische unierte Kirche der Westukraine nicht in der gesamten Ukraine und in Russland ausbreiten. «Nur wenn der Vatikan diese Probleme vollständig löst, wird der Weg frei für ein besseres Verhältnis zwischen unseren Kirchen», sagte Tschaplin.

Im Rahmen des Moskau-Besuchs von Kardinal Kasper ist auch eine Begegnung mit Patriarch Aleksij II. vorgesehen, der sich derzeit noch auf der Krim aufhält.

Warum Aleksij den Papst nicht traf

Vier Tage vor Kaspers Eintreffen in Moskau hatte das Außenamt der russisch-orthodoxen Kirche überraschend eine Mitschrift der Begegnung des Patriarchen mit führenden britischen Journalisten am 20. Jänner veröffentlicht. Bei dieser Begegnung betonte Aleksij II. seine Version, warum es 1997 in Österreich nicht zur Begegnung mit Johannes Paul II. gekommen sei. Denn am «Vorabend der Begegnung» habe der Papst «mit eigener Hand» aus dem Text einer geplanten gemeinsamen Erklärung jenen Punkt herausgestrichen, in dem die unierten Kirchen als Hindernis auf dem Weg zur christlichen Einheit bezeichnet wurden.

Ein Treffen mit dem Papst, das nur «im Licht der Scheinwerfer» stattfindet, wäre fruchtlos, betonte der Patriarch. Einem solchen Treffen müssten «konkrete Schritte» vorausgehen, an denen «die Absichten der katholischen Seite sichtbar werden». Aleksij II. erinnerte daran, dass Kardinal Kasper Arbeitskontakte mit Metropolit Kyrill, dem Leiter des Außenamts des Patriarchats, aufrechterhalten habe. Leider sei es im Verlauf dieser Kontakte nicht bei einem einzigen ernsthaften Problem gelungen, Vereinbarungen zu erzielen. Zugleich habe die russisch-orthodoxe Kirche gute Beziehungen mit katholischen Diözesen, Klöstern, Forschungs-, Erziehungs- und Caritas-Einrichtungen beibehalten. Die in den westlichen Medien immer wieder auftauchenden Vermutungen, er sei prinzipiell gegen die katholische Kirche eingestellt, würden nicht der Wahrheit entsprechen, betonte der Patriarch. Wörtlich wurde Aleksij II. in der Erklärung des Außenamts weiter zitiert: «Es ist meine tiefe Überzeugung, dass die Atmosphäre der orthodox-katholischen Beziehungen wesentlich verbessert werden könnte, wenn es guten Willen von Seiten des Vatikans gibt». Leider seien in dieser Hinsicht keine Zeichen der Hoffnung wahrzunehmen.

Aleksij II. betonte vor den britischen Journalisten, bei der Ikone der Gottesmutter von Kazan, die Johannes Paul II. bei einem Zwischenstopp auf seiner geplanten, aber nicht zu Stande gekommenen Mongolei-Reise zurückgeben wollte, handle es sich nicht um das Original. Vielmehr hätte eine gemeinsame Kommission von Experten des russischen Kulturministeriums und des Vatikans bereits am 1. April 2003 festgestellt, dass die Ikone in der Privatkapelle des Papstes eine der zahlreichen Kopien aus der Barockzeit ist.

Grundsätzlich wiederholte der Patriarch seine Vorwürfe an die katholische Kirche: Katholische «Missionare» würden Menschen, die als orthodoxe Christen getauft oder in der orthodoxen kulturellen und historischen Tradition aufgewachsen sind, zur Konversion zur katholischen Kirche veranlassen. Dies sei besonders inakzeptabel bei Kindern und Armen, die von katholischen Hilfsorganisationen unterstützt würden. Das zweite Problem, das die Beziehungen zum Vatikan belaste, sei die «Verfolgung» der Orthodoxen durch die griechisch-katholische unierte Kirche in der Westukraine. «Hunderttausende Gläubige» der russisch-orthodoxen Kirche - so Aleksij II. wörtlich - seien heute in den Regionen Lwiw (Lemberg), Iwano-Frankiwsk und Ternopol «gedemütigte und verfolgte» Minderheiten.

Die griechisch-katholische Kirche sei von Stalin in der Nachkriegszeit verboten worden. Einige Unierte seien zur Orthodoxe übergetreten, andere seien griechisch-katholisch geblieben. Sowohl die einen als auch die anderen hätten aber in orthodoxen Kirchen spirituelle Fürsorge empfangen, sagte Aleksij II. Die meisten heute griechisch-katholischen Priester seien in russisch-orthodoxen Seminaren und Akademien ausgebildet worden. Wörtlich meinte der Patriarch weiter: «Als auf dem Gebiet der einstigen UdSSR wieder Religionsfreiheit einkehrte, haben wir erwartet, dass Rom in Taten, nicht in Worten die orthodoxe Kirche als Schwesterkirche betrachten würde, wie es beim Zweiten Vatikanischen Konzil proklamiert wurde». Im Zeichen eines ungezügelten Nationalismus hätten die Unierten aber eine breitangelegte Kampagne in Gang gesetzt, um die orthodoxen Gläubigen aus ihren Kirchen zu vertreiben und orthodoxe Priester anzugreifen. Eine solche «Intoleranz», die an die finstersten Zeiten des Mittelalters erinnere, könne heute nicht mehr akzeptiert werden.

Bis heute sei nichts getan worden, um diese «unerträgliche Situation» zu überwinden, sagte der Patriarch. Obwohl die russisch-orthodoxe Kirche nach wie vor offen für den Dialog und für konstruktive Lösungsvorschläge sei, habe der Vatikan nicht einen einzigen Schritt in diese Richtung getan. Im Gegenteil: Die Unierten hätten die Absicht, noch weiter zu gehen, und ihren Großerzbischofssitz von Lemberg nach Kiew zu verlegen, um ihn zum Patriarchat zu erheben.

Kathpress
17. februar 2004

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