Bethlehem, 22.3.00 (KAP) Papst Johannes Paul II. hat sich mit den palästinensischen Flüchtlingen und Vertriebenen solidarisch gezeigt und die Staatengemeinschaft aufgefordert, für die Verbesserung ihrer Lage zu sorgen. Am Mittwoch sagte der Papst bei einem Besuch im Flüchtlingslager von Deheishe bei Bethlehem, er habe sich während seines gesamten Pontifikats stets den Palästinensern und ihrem Leiden nahe gefühlt. Den Flüchtlingen seien ihre Häuser, die gesundheitliche Versorgung, Bildung und Arbeit vorenthalten worden, beklagte Johannes Paul II. bei seiner Ansprache, die er unter dem Beifall von Hunderten von Flüchtlingen und in Anwesenheit von Palästinenser-Präsident Yassir Arafat im Hof einer von der UNO finanzierten provisorischen Schule hielt.
Vor allem aber, so der Papst weiter, hätten die Vertriebenen ihre Freiheit, die Nähe ihrer Verwandten und ihre Heimat aufgeben müssen. Nur ein entschlossenes Bemühen aller politischen Führer im Nahen Osten und in der Staatengemeinschaft könne die Ursachen für diese Situation beseitigen.
Mit Nachdruck bat Johannes Paul II. alle, die für Gerechtigkeit und Frieden einträten, nicht den Mut zu verlieren. Er forderte «eine verstärkte internationale Solidarität und den politischen Willen, diese Herausforderung anzunehmen». Die politisch Verantwortlichen müssten die schon getroffenen Vereinbarungen umsetzen und sich dem Frieden nähern, nach dem sich alle vernünftigen Menschen sehnten.
Die zahlreichen jugendlichen Palästinenser rief der Papst auf, durch Ausbildung um einen gerechten Platz in der Gesellschaft zu kämpfen, trotz ihrer schwierigeren Ausgangslage als Flüchtlinge. Er erinnerte an die besonderen Anstrengungen der katholischen Kirche auf diesem Gebiet.
An alle Flüchtlinge des Lagers appellierte Johannes Paul II., ihre menschliche Würde nicht zu vergessen. In Bethlehem sei Gottes Plan inmitten von Erniedrigung und Armut verwirklicht worden, als Jesus in einer Krippe geboren wurde.
Den zahlreichen Flüchtlingshelfern aus aller Welt bescheinigte der Papst ein Werk der «wirklichen und praktischen Solidarität». Ihr Einsatz sei kein Almosen, sondern eine «Forderung der Menschlichkeit und der Menschenwürde».
Vor der Rede des Papstes hatte der Flüchtlingsbeauftragte der PLO, Assad Abdul Rachman, in einer Begrüßungsansprache den Anspruch der vertriebenen Palästinenser auf ihre Heimat betont und wie schon Präsident Arafat am Vormittag Jerusalem als «ewige Hauptstadt der Palästinenser» bezeichnet.
Arafat verleiht Papst Orden
Zum Abschluss seines eintägigen Aufenthaltes in den palästinensischen Autonomiegebieten hat Palästinenser-Präsident Arafat Papst Johannes Paul II. mit einem Orden ausgezeichnet. Im Präsidentenpalast Arafats in Bethlehem tauschten Arafat und der Papst Geschenke aus. Unter anderem schenkte Arafat dem Papst eine Miniatur des Platzes vor der Geburtskirche und einen Kreuzweg aus Perlmutt, der Papst schenkte Heilig-Jahr-Münzen in Gold und Silber.
Kathpress