Bethlehem, 22.3.00 (KAP) Souha Arafat, die Frau von Palästinenserführer Yassir Arafat, sieht im Bethlehem-Besuch von Papst Johannes Paul II. eine indirekte Anerkennung eines in Kürze auszurufenden palästinensischen Staates. Der Besuch sei eine «deutliche Botschaft für Jedermann, auch für die Israelis», sagte Souha Arafat am Mittwoch vor Journalisten in Bethlehem. Der Papst habe seine Bethlehem-Reise so lange hinausgezögert, bis die Region nicht mehr unter israelischer Herrschaft stehe. Vatikan-Sprecher Joaquin Navarro-Valls hatte sich allerdings zuvor gegen Spekulationen gewandt, der Heilige Stuhl könne einen palästinensischen Staat vorab anerkennen.
Zur Frage des künftigen Status von Jerusalem meinte Souha Arafat, die Stadt sei die Hauptstadt des palästinensischen Volkes; in Jerusalem sei jedoch Platz für Juden und Palästinenser gleichermaßen. Über eine Internationalisierung der Stadt müssten Verhandlungen entscheiden. Wörtlich sagte Arafat: «Es könnte die internationalisierte Hauptstadt für beide Seiten sein».
Mit Blick auf das «Mea culpa» des Papstes erklärte die christliche Palästinenserin: «Alle müssen sich entschuldigen, alle müssen um Verzeihung bitten». Auch Israel müsse sich für das entschuldigen, was es den Palästinensern angetan habe.
Der Bürgermeister von Bethlehem, Hanna Nasser, äußerte nach dem Papstgottesdienst den Wunsch, dass die Geburtsstadt Jesu zu einem Modell des friedlichen Zusammenlebens von Christen und Muslimen in Palästina werden solle. In Bethlehem müssten sich beide Glaubensgemeinschaften darum bemühen, der Welt ein Beispiel vorzuleben.
Kathpress