Bei den Weltjugendtagen geht es dem Papst und dem Vatikan nicht um Rekordzahlen, sondern um die geistliche Botschaft
"Kathpress"-Korrespondentenbericht von Ludwig Ring-Eifel
Rom-Vatikanstadt, 14.8.00 (KAP) Dass das Ereignis einige neue Rekorde in der 2000-jährigen Kirchengeschichte aufstellen wird, stand schon vor Beginn der 15. katholischen Weltjugendtage am 15. August fest. Die Abschlussmesse mit dem Papst am 20. August wird mit erwarteten 1,5 Millionen Teilnehmern nicht nur der größte Gottesdienst in der Geschichte der Ewigen Stadt werden. Ganz nebenbei wird mit sechs Millionen warmen Mahlzeiten auch noch eine der größten Massenspeisungen in der Geschichte der Menschheit organisiert. Freilich überlassen die Organisatoren des Vatikans und der Stadt Rom hier nichts dem Zufall oder gar biblischen Wundern: Ein Gastronomie-Unternehmen aus Frankreich garantiert die Verpflegung der Menschenmassen mit einer generalstabsmäßig organisierten Verteilung in mehreren hundert "mobilen Restaurants".
Angesichts der Rekordmeldungen, die vor allem den weltlichen Organisatoren mit Roms Bürgermeister Francesco Rutelli an der Spitze leicht von der Zunge gehen, ging im Vatikan vor der Eröffnung des sechstägigen Treffens die Furcht um, die geistliche Botschaft der Weltjugendtage könnte untergehen im Meer von rekordverdächtigen Zahlen und Fakten. "Mehr als ein Popkonzert und mehr als eine Million Jugendliche" heißt es darum auch in einem Werbespot der Kirche für das Weltjugendttreffen im italienischen Fernsehen. Und bei einer vorbereitenden Pressekonferenz appellierte der vatikanische Chef-Organisator des Heiligen Jahres, Erzbischof Crescenzio Sepe, an die rund 2.000 akkreditierten Journalisten, die Veranstaltung nicht unter einem rein quantitativen Gesichtspunkt zu sehen.
Sepe erklärte, dass der Weltjugendtag zum Jahrtausendwechsel eine besondere symbolische und geistliche Bedeutung für die katholische Weltkirche habe. Der Papst habe die Jugendlichen aus allen Teilen der Erde zusammengerufen, um ihnen Hoffnung und Vertrauen für die Zukunft zu geben. Letztlich könne dieses Treffen für die gesamte Menschheit zu einem "geistlichen Energieschub" für das dritte Jahrtausend werden. Noch optimistischer äußerte sich Bischof Cesare Nosiglia, Chef des italienischen Vorbereitungskomitees, das die Hauptlast der Organisation trägt. Die Zukunft der Menschheit werde gerechter und friedlicher sein, wenn die Jugendlichen die Botschaft, die der Papst ihnen bei diesem Treffen mitgeben werde, nach ihrer Rückkehr in ihrer Heimat umsetzen. Entsprechend groß ist die Erwartung vor den Ansprachen und vor allem der Abschlusspredigt des Papstes am 20. August, hat doch Johannes Paul II. in diesen Momenten die einmalige Gelegenheit, dem heranwachsenden "harten Kern" der gesamten Weltkirche seine Weisung mit auf den Weg ins neue Jahrtausend zu geben. Im Hinblick auf die Weltjugendtage hat der Papst einmal pointiert ausgedrückt, worum es ihm geht: "Wir brauchen die Lebensfreude der jungen Leute; in ihr spiegelt sich die Freude Gottes an der Schöpfung".
Zieht man die überdurchschnittlich zahlreich anwesenden Italiener ab, sind rein rechnerisch gesehen aus jeder der rund 200.000 katholischen Pfarrgemeinden des Erdballs im Schnitt etwa drei junge Christen in Rom dabei. Deshalb können die sechs Tage von Rom im Weltmaßstab Aufschluss über den "Ist-Zustand" der katholischen Jugendlichen und ihr religiöses Potenzial geben. Ob bei 280 religiösen und kulturellen Treffen, bei 160 "Katechesen" von Bischöfen und Kardinälen, beim "Versöhnungs-Fest" mit 2.000 Beichtvätern im Circus Maximus oder beim zentralen Kreuzweg der Jugendlichen durch die Stadt: Bei den Weltjugendtagen in Rom wird das Gesicht der Kirche der Zukunft zu sehen sein.
Kathpress