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Publisert 19. august 2000 | Oppdatert 19. august 2000

Der Weltjugendtag hatte die italienische Hauptstadt verwandelt

"Kathpress"-Korrespondentenbericht von Ludwig Ring-Eifel

Rom, 19.8.00 (KAP) Selbst im Petersdom ist nichts mehr wie sonst: Alle Tore wurden geöffnet, die Öffnungszeiten bis Mitternacht verlängert, die letzten Kirchenbänke entfernt. Zu Hunderttausenden strömen junge Pilger in die bedeutendste Kirche der Christenheit, sitzen oder knien auf dem kostbaren Marmorboden, beten, meditieren. Shorts und Spaghetti-Träger sind nicht mehr tabu, der vatikanische "Innenminister", Erzbischof Giovanni Battista Re, höchstpersönlich soll die Lockerung der Vorschriften angeordnet haben.

Ähnlich wie die Peterskirche sind während der ersten drei Tage des Weltjugendtreffens 150 weitere Kirchen Roms von den jungen Leuten aus 160 Ländern friedlich erobert worden: 5.000 Italiener sitzen auf dem Fußboden der Lateranbasilika und lauschen den Worten des Mailänder Kardinals Carlo Maria Martini. Tausende Amerikaner, Iren und Koreaner drängen sich in der Basilika San Paolo fuori le Mura, wo sie den afrikanischen Kardinal Francis Arinze bejubeln, der ihnen mit einfachen, aber überzeugenden Sätzen Antworten auf ihre drängenden, oft ans "Eingemachte" gehenden Glaubenszweifel gibt. Zehntausende aus aller Herren Länder stehen am Circus Maximus Schlange, um zu beichten.

Doch nicht nur Frommes gibt es beim Weltjugendtag. So veranstalteten die internationalen Pfadfinder-Vereinigungen eine symbolische "Schulden-Erleichterung" für die Länder des "Südens" und ließen als Zeichen für die von der Last befreiten Länder einen riesigen Ballon in Gestalt der Erdkugel in den Himmel steigen.

Abends überflutete die nach drei Tagen auf über eine Million angewachsene Menge junger Menschen die Straßen und Plätze auf der Suche nach Konzerten oder spontanen musikalischen Happenings der unterschiedlichen Nationen. Höhepunkt war ein Konzert von Angelo Branduardi vor dem Lateran am Donnerstagabend. Hier kamen mit den jungen Leuten auch Hunderte von Ordensschwestern klatschend und tanzend in Stimmung. Ein Journalist, der sonst an gleicher Stelle über das alljährliche Mega-Popkonzert der italienischen Gewerkschaften berichtet, war überrascht: Kein Alkohol, keine Joints, aber eine Stimmung, wie er sie seit Jahren nicht gesehen hatte.

Zwischendrin, in der Tageshitze der Ewigen Stadt, wurde der 15. Weltjugendtag eine Mischung aus Pilgeransturm, Kunst-Tourismus und Dauernotstand. Obwohl 24.000 chemische Toiletten über die Stadt verteilt aufgestellt wurden, stöhnten die Barbesitzer unter dem Ansturm auf ihre WCs. Weil im August traditionell kaum zehn Prozent der Bars, Eissalons und Geschäfte geöffnet sind, gehörte Schlangestehen in der glühenden Hitze zum Pilger-Alltag. Wem die Abkühlung durch Eis oder Mineralwasser nicht genügte, sprang in einen der städtischen Brunnen. Wie im Petersdom so waren auch hier die strengen Regeln weitgehend außer Kraft, wonach Brunnenbaden mit bis zu 7.000 Schilling Strafe geahndet wird.

Zusätzlich setzten der Vatikan und die Stadt Rom Feuerwehrschläuche ein, um die wartenden Menschenmengen abzukühlen. Wo immer eine solche Fontäne auftauchte, brandete spontaner Beifall auf. Nur der Papst persönlich fand noch mehr Applaus als das kühlende Nass. Doch trotz aller Bemühungen der Organisatoren waren Kreislaufzusammenbrüche an der Tagesordnung. Die Sanitätsdienste waren rund um die Uhr mit Blaulicht und Martinshorn im Einsatz.

Für den feierlichen Abschluss auf dem Freigelände von Tor Vergata im Südosten der Stadt rechnete Bürgermeister Francesco Rutelli mit dem Schlimmsten. Temperaturen von weit mehr als 40 Grad erwarten die bis zu zwei Millionen Teilnehmer auf einem weitgehend schattenlosen Gelände...

Kathpress