Italiens Staatspräsident rief Teilnehmer des katholischen Weltjugendtags zum Einsatz für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung auf
Rom-Vatikanstadt, 19.8.00 (KAP) Zwei Millionen Jugendliche werden am Samstagabend auf dem Universitätsgelände von Tor Vergata am Stadtrand von Rom an der Gebetsnacht mit Papst Johannes Paul II. teilnehmen. Bereits am Samstagmittag waren rund 800.000 Jugendliche in Tor Vergata eingetroffen. Seit 11 Uhr läuft in Tor Vergata ein Programm mit musikalischen und spirituellen Beiträgen; u.a. kommen die Gründerin der Fokolar-Bewegung, Chiara Lubich, der Gründer des Neokatechumenalen Wegs, Kiko Arguello, aber auch Repräsentanten der Katholischen Aktion und der Basisgemeinschaft «Sant'Egidio», sowie der Vorsitzende der italienischen Bewegung für das Leben, der Abgeordnete Carlo Casini, zu Wort.
Auf dem 335 Hektar großen Gelände von Tor Vergata sind 14 Großbildschirme installiert, um den Jugendlichen zu ermöglichen, sowohl den Gebetsgottesdienst mit dem Papst am Samstagabend als auch die Messfeier mit Johannes Paul II. am Sonntagmorgen «live» mitzuerleben. Die Nacht von Samstag auf Sonntag werden die Jugendlichen in Tor Vergata verbringen.
Am Samstagmittag hatten aus Anlass des katholischen Weltjugendtags alle Glocken Roms zum Angelusgebet geläutet. Nach dem Angelus-Gebet wurde eine Delegation von 200 Jugendlichen aus 160 Ländern vom italienischen Staatspräsidenten Carlo Azeglio Ciampi im Quirinal empfangen. Ciampi besuchte mit den Jugendlichen, die ihm von den Kardinälen Camillo Ruini (Vorsitzender der Italienischen Bischofskonferenz) und James Francis Stafford (Präsident des Päpstlichen Laien-Rates) vorgestellt wurden, anschließend die Ausstellung des brasilianischen Starfotografen Salgado in den Stallungen des Quirinal. Die Ausstellung ist dem Leid der Füchtlinge in aller Welt gewidmet.
Ciampi erinnerte an die furchtbare Bürde der Angehörigen seiner Generation, die im Zweiten Weltkrieg als Jugendliche gezwungen worden seien, einander zu töten. Nach dem Zweiten Weltkrieg sei es gelungen, eine neue Welt der Freiheit, des Respekts und der Toleranz aufzubauen. Der italienische Staatschef appellierte an die Jugendlichen aus aller Welt, sich für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung einzusetzen. In diesem Zusammenhang erinnerte Ciampi daran, dass Italien als erstes Land einigen besonders benachteiligten Staaten des «Südens» - unter der einzigen Bedingung der Respektierung der Menschenrechte und des Verzichts auf kriegerische Aggressionen - im Sinn des alttestamentlichen «Jubeljahrs» alle Schulden erlassen hat.
500.000 beim Kreuzweg durch Roms City
Am Freitagabend waren rund 500.000 junge Christen einen Kreuzweg vom Kapitol zum Kolosseum begleitet. Die italienische Presse sprach vom größten Kreuzweg in der Geschichte Roms. Die Veranstaltung ging gegen 23 Uhr mit einer kurzen Ansprache des Vorsitzenden der italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Camillo Ruini, zu Ende.
Der Zug wurde angeführt von einem großen Holzkreuz, das seit 15 Jahren bei allen Weltjugendtagen durch die jeweilige Stadt getragen wird. Bei den 14 Stationen des Kreuzwegs wurden Bibelstellen über das Leiden Christi verlesen. Anschließend trugen Jugendliche aus unterschiedlichen Ländern - vor allem aus Afrika und Asien - Texte über das Leiden von Menschen der heutigen Zeit vor. Am Ende jeder Station wurde einer bestimmten Gruppe von Märtyrern der Antike oder der Neuzeit gedacht.
Zahlreiche der vorgetragenen Texte handelten vom Leiden der Kinder und Jugendlichen in Entwicklungsländern, ferner von der Todesstrafe, Gewalt, Ausgrenzung und Kriegen. Ein palästinensischer Jugendlicher formulierte ein Gebet um Frieden und gegen Diskriminierung in seiner Heimat. Neben dem großen Kreuzweg im Stadtzentrum waren 35 kleinere Kreuzwege in anderen Stadtteilen unterwegs.
Das «Kreuz der Weltjugendtage» wurde in der Nacht auf Samstag von 200 jungen Leuten über die Via Appia Antica nach Tor Vergata gebracht, wo es im Mittelpunkt der gottesdienstlichen Feiern steht.
Kathpress