Mexikanischer Erzbischof zum Weltjugendtreffen in Rom: Moralische Vorschriften dürfen nicht vor Glaubenserfahrung stehen
Rom, 21.8.00 (KAP) Neue Wege bei der Verkündung der kirchlichen Morallehre hat der mexikanische Kardinal Norberto Rivera Carrera vorgeschlagen. In einem am Montag veröffentlichten Interview mit der italienischen Tageszeitung "Il Giornale" sagte Rivera angesichts der Erfahrungen beim Weltjugendtreffen in Rom, "ich glaube, dass wir uns oft irren, wenn wir eine Moral vorschreiben wollen". Die Kirche solle nicht a priori den Jugendlichen moralische Vorschriften diktieren und ihnen sagen, dass sie mit deren Einhaltung das Christentum finden würden. In Wirklichkeit verlaufe die Entwicklung oft umgekehrt: Zuerst begegne ein Mensch Christus, und dann erst entwickle sich eine neue Haltung zum Leben. Die Kirche solle zulassen, dass die jungen Menschen ihre Wege finden, um das auszudrücken, was sie entdeckt haben, sagte Rivera.
Die überraschende Erfahrung des Weltjugendtags in Rom sei weiters, dass sich die jungen Leute nicht von kirchlichen Seelsorge-Strategien einfangen ließen. Glaubensereignisse ließen sich nicht vorhersehen und programmieren, so Rivera, der als Erzbischof von Ciudad de Mexico die zahlenmäßig größte katholische Diözese der Erde leitet.
Kathpress