Hopp til hovedinnhold
Publisert 7. september 2000 | Oppdatert 7. september 2000

Erklärung der Glaubenskongregation fasst Klarstellungen in dem seit einigen Jahren bestehenden Konflikt mit der "pluralistischen Religionstheologie" zusammen

Vatikanstadt, 5.9.00 (KAP) Eine Absage an den religiösen "Relativismus" hat die vatikanische Glaubenskongregation in einem neuen Dokument unter dem Titel "Dominus Iesus" formuliert, das am Dienstag von Kardinal Joseph Ratzinger im Vatikan vorgestellt wurde. In der "Erklärung der Kongregation für die Glaubenslehre" wird eine Grenzlinie zur sogenannten "pluralistischen Religionstheologie" gezogen, die die "Einzigartigkeit und Universalität" Jesu Christi in Zweifel zieht und alle Religionen als gleichwertige Heilswege sieht. Zugleich wird in dem vatikanischen Dokument betont, es sei nicht richtig, wenn man das Werk Christi "auf die sichtbaren Grenzen der Kirche" einengt. Man müsse berücksichtigen, dass "das Reich Gottes alle einbezieht, die einzelnen, die Gesellschaft, die ganze Welt".

In der Erklärung werden Klarstellungen in dem seit einigen Jahren bestehenden Konflikt mit der "pluralistischen Religionstheologie" zusammengefasst. Wörtlich heißt es in dem von Papst Johannes Paul II. bestätigten Dokument: "Mit dem Kommen Jesu Christi, des Retters, hat Gott die Kirche für das Heil aller Menschen eingesetzt. Diese Glaubenswahrheit nimmt nichts von der Tatsache weg, dass die Kirche die Religionen der Welt mit aufrichtiger Ehrfurcht betrachtet; sie schließt aber zugleich radikal jene Mentalität des Indifferentismus aus, der zur Annahme führt, dass eine Religion gleich viel gilt wie die andere". Die Väter des Zweiten Vatikanischen Konzils hätten ausdrücklich festgestellt, dass die "einzige wahre Religion" in der katholischen Kirche verwirklicht sei, die von Jesus den Auftrag erhalten habe, sie unter allen Menschen zu verbreiten. In Jesus Christus habe Gott sich "in vollendeter Weise" der Welt zu erkennen gegeben. Diese "endgültige Selbstoffenbarung Gottes" sei der tiefste Grund, warum die Kirche ihrer Natur nach "missionarisch" sei.

Im Gegensatz zum Glauben der Kirche stehe die Meinung, die "Offenbarung Jesu Christi sei begrenzt, unvollständig, unvollkommen und komplementär zu jener in den anderen Religionen". Der tiefste Grund dieser irrigen Meinung liege in der Behauptung, dass "die Wahrheit über Gott" in ihrer Vollständigkeit von keiner geschichtlichen Religion, also auch nicht vom Christentum, erfasst und kundgetan werden könne.

In der Erklärung geht die Glaubenskongregation am Rande auch auf die Frage der "Einzigkeit und Einheit der Kirche" ein. Die von Christus gestiftete Kirche sei, wie es das Zweite Vatikanische Konzil formuliert habe, in der katholischen Kirche "verwirklicht", die "vom Nachfolger Petri und von den Bischöfen in Gemeinschaft mit ihm geleitet wird". Mit dieser Formulierung habe das Konzil zwei Lehrsätze miteinander in Einklang bringen wollen: "Auf der einen Seite, dass die Kirche Christi trotz der Spaltungen der Christen voll nur in der katholischen Kirche weiter besteht, und auf der anderen Seite, dass außerhalb ihres sichtbaren Gefüges vielfältige Elemente der Heiligung und der Wahrheit in jenen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften zu finden sind, die nicht in voller Gemeinschaft mit der katholischen Kirche stehen".

In diesem Zusammenhang wird ausdrücklich zwischen jenen Kirchen unterschieden, die die "apostolische Sukzession" (das auf die Apostel zurückgehende Bischofsamt) und die gültige Eucharistie bewahrt haben, und jenen Gemeinschaften, bei denen das nicht der Fall ist. Zur ersten Gruppe zählen insbesondere die orthodoxen, altorientalischen und altkatholischen Kirchen. In ihnen sei die Kirche Christi "gegenwärtig und wirksam", obwohl ihnen die volle Gemeinschaft mit der katholischen Kirche fehlt, "insofern sie die katholische Lehre vom Primat nicht annehmen, den der Bischof von Rom über die ganze Kirche ausübt". Die anderen Gemeinschaften - also insbesondere die Protestanten - seien nicht Kirchen "im eigentlichen Sinn". Die in diesen Gemeinschaften Getauften seien aber "durch die Taufe Christus eingegliedert" und stünden deshalb "in einer gewissen, wenn auch nicht vollkommenen Gemeinschaft mit der Kirche".

Bereits im Jänner entwickelt

Den Hintergrund für das neue vatikanische Dokument bildet der - bisher von der breiten Öffentlichkeit nicht sonderlich beachtete - Konflikt mit der sogenannten "pluralistischen Religionstheologie". Das Thema stand im Mittelpunkt der Vollversammlung der Glaubenskongregation im Jänner, bei der das jetzt veröffentlichte Dokument diskutiert worden war.

Insbesondere in Asien hat sich seit dem Konzil ein brisantes Potenzial an theologischen Konfliktthemen angestaut. Das von führenden asiatischen katholischen Theologen - wie z.B. dem indischen Jesuiten Francis D'Sa - entwickelte Konzept einer "pluralistischen Religionstheologie" ist mittlerweile ein Haupt-"Sorgenkind" des Vatikans geworden. Daher wird in dem neuen Dokument unterstrichen, dass es nicht angehe, der christlichen Offenbarung nur einen begrenzen Wahrheitsanspruch neben den anderen Weltreligionen zuzugestehen. Bereits in seiner Ansprache vor der Vollversammlung der Glaubenskongregation im Jänner hatte sich Papst Johannes Paul II. in ähnlichem Sinn wie das jetzt veröffentlichte Dokument geäußert.

Im Auge behalten wird dabei vor allem die Situation in Asien: Auf dem Kontinent ist das Christentum mit rund 200 Millionen Getauften unter insgesamt 3,5 Milliarden Menschen in einer absoluten Minoritätenposition. Die meisten Anhänger zählen Islam, Hinduismus und Buddhismus. Von daher stellt sich besonders in Asien die Frage nach der "Gültigkeit" dieser nichtchristlichen Heilswege. Eine Reihe asiatischer Theologen, aber auch viele Amerikaner, haben dazu unkonventionelle Antworten verfasst.

Eine erste Auseinandersetzung Kardinal Ratzingers mit den Thesen dieser "pluralistischen Religionstheologen" erfolgte 1996. Ein zunächst wenig beachtetes Treffen von lateinamerikanischen Bischöfen und Vertretern der vatikanischen Glaubenskongregation in Guadalajara (Mexiko) sorgte für Aufsehen, als der "Osservatore Romano" einige Monate danach einen langen Bericht über Ergebnisse und Diskussionen brachte. Bei der Tagung hatte Kardinal Ratzinger ein Grundsatzreferat gehalten, das einerseits eine "posthume" Abrechnung mit einigen Tendenzen der Befreiungstheologie war, gleichzeitig aber als neue Gefahrenquelle die Thesen der "pluralistischen Religionstheologie" ausmachte.

Nach der Überwindung der Bedrohung durch "marxistoide" Formen der Befreiungstheologie ist nach Ratzingers Analyse heute "der Relativismus das grundlegende Problem des Glaubens unserer Zeit" geworden. Die Idee, dass alle Überzeugungen gleichberechtigt sind, sei als Fundament des demokratischen Staates zu akzeptieren. Die Übertragung dieses politischen Axioms auf die Theologie berge jedoch größte Gefahren in sich.

Die "pluralistische Theologie der Religionen", die allen Religionen prinzipiell gleichen Wahrheitsanspruch zuerkennt, habe - so Ratzinger - nach ersten Anfängen in den fünfziger Jahren mittlerweile weite gesellschaftliche Schichten durchdrungen. Sie habe dadurch den Stellenwert erreicht, den vor der "Wende" die Befreiungstheologie inne hatte.

In dem jetzigen Dokument werden auch Klarstellungen wiederholt, die die Glaubenskongregation bereits in ihrer "Notificatio" von 1985 gegen das Buch "Kirche: Charisma und Macht" des Brasilianers Leonardo Boff getroffen hatte. Damals - und jetzt wieder - widersprach Ratzinger der Ansicht, dass die einzige Kirche Christi auch in anderen christlichen Gemeinschaften verwirklicht sein könnte. Außerhalb der katholischen Kirche gebe es lediglich "Elemente des Kircheseins".

Ratzinger: "Keine neue Lehre"

Der Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Joseph Ratzinger, und deren Sekretär, Erzbischof Tarcisio Bertone, erklärten bei einer Pressekonferenz zur Vorstellung der Erklärung "Dominus Iesus", das Dokument bringe keine neue Lehre. Es bestätige bereits bekannte katholische Glaubenssätze und zeige eine korrekte Interpretation angesichts von Irrtümern und Missverständnissen auf.

Bertone verwies auf den hohen Verbindlichkeitsgrad der Erklärung. Auch wenn es nicht den Charakter einer feierlichen Definition habe, lege es Lehren mit dem Anspruch der Unfehlbarkeit vor, die der Katholik zu glauben habe - nicht aufgrund der jetzigen Veröffentlichung, sondern weil sie vom Lehramt bereits früher für unfehlbar erklärt worden seien. Bertone begründete seine ausführlichen Anmerkungen über den Verbindlichkeitsgrad auch mit der jüngsten Kritik an Äußerungen seiner Behörde etwa zum Treueid.

Natürlich könne ein Nichtchrist auch nach katholischem Verständnis zum Heil gelangen und ein Lutheraner müsse nicht das katholische Kirchenverständnis akzeptieren, erläuterte Ratzinger auf Journalistenfragen. Das Gewissen der Menschen sei zu respektieren. Aber die Kirche habe die objektive Pflicht, ihren Weg als den einzigen Weg aufzuzeigen.

Ratzinger betonte, dass die für den interreligiösen Dialog bzw. für die Ökumene zuständigen Päpstlichen Räte in die Beratungen über die Erklärung eingebunden gewesen sein. Außerdem habe man den Sachverstand und die Meinung der Glaubenskommissionen der asiatischen Bischofskonferenzen erfragt.

Kathpress

Mer om: