Das Schuldbekenntnis für Vergehen von Katholiken während der Kreuzzüge fiel deutlicher aus als erwartet - "Kathpress"-Korrespondentenbericht von Johannes Schidelko =
Athen, 4.5.01 (KAP) Mit einem Schuldbekenntnis für Vergehen von Katholiken während der Kreuzzüge hat Papst Johannes Paul II. seine mit Spannung erwartete Griechenland-Reise begonnen. Er griff damit gleich zu Beginn seines 24-stündigen Aufenthaltes in Athen ein Thema auf, das wie kaum ein anderes das Verhältnis zwischen Katholiken und der griechischen Orthodoxie emotional belastet. Die damaligen Ausschreitungen sind bis heute ein Trauma für die griechische Orthodoxie.
Ein Wort des römischen Papstes zur Schuld der Kreuzfahrer insbesondere bei der Eroberung und Plünderung von Konstantinopels hatten viele erhofft - und es fiel deutlicher aus als von manchem erwartet. Das dürfte sich positiv für die Atmosphäre der Visite auswirken. Sichtbares Zeichen für den Willen beider Seiten zur Versöhnung war sicherlich der Bruderkuss zwischen Johannes Paul II. und Erzbischof Christodoulos zum Abschluss des Treffens.
Zunächst schien der Empfang in Griechenland für den Gast aus Rom eher kühl, auch wenn die befürchteten Proteste konservativer orthodoxer Kreise ausblieben. Bei strahlendem Wetter war die Alitalia-Maschine aus Rom auf dem Flughafen der griechischen Hauptstadt gelandet. Das traditionelle Küssen der Erde des Landes musste wegen griechischer Bedenken in anderer Form stattfinden: Eine Ordensschwester reichte dem Papst ein Gefäß, in dem sich neben Olivenzweigen auch griechische Erde befand.
Die offizielle Begrüßungszeremonie fand nach griechischem Protokoll nicht auf dem Flughafen, sondern am Sitz von Staatspräsident Konstantinos Stephanopoulos statt. Zwar säumten keine Menschenmassen die 33 Kilometer lange Strecke in die Stadt; im Zentrum von Athen hatten sich jedoch viele Menschen versammelt, die Johannes Paul II. sehen wollten.
Stephanopoulos, der Johannes Paul II. eingeladen hatte, würdigte den Einsatz des Papstes für Frieden, Gerechtigkeit und Toleranz in der Welt. "Eine neue Ära" habe sich in den vergangenen 35 Jahren zwischen Katholiken und Orthodoxen entwickelt. "Möge dieser Geist von Liebe und christlichem Verständnis zwischen den beiden Kirchen weiter gehen", sagte der Präsident.
Johannes Paul II. setzte in seiner ersten Ansprache auf griechischem Boden ökumenische Akzente: Es bleibe noch viel zu tun, um Harmonie zwischen den Christen in Ost und West zu schaffen, damit die "Kirche mit ihren beiden Lungenflügeln atmen kann", sagte er. Dieses Ziel sei Pflicht eines jeden Christen, an dem sich auch die kleine katholische Kirche in Griechenland loyal beteilige, versicherte er.
Dann schlug Johannes Paul II. aber auch politische Töne an. Es gelte, noch bestehende Mauern in Europa einzureißen, forderte er. Auf Grund seiner Geschichte und seiner Lage zwischen Orient und Okzident habe Griechenland die natürliche Berufung, Brücken zu schlagen und eine Kultur des Dialogs zu errichten. Das sei fundamental für die Zukunft Europas. "Viele Mauern sind unlängst gefallen, aber andere stehen noch", sagte der Papst.
Höhepunkt des 24-stündigen Athen-Aufenthalts des Papstes sollte am Abend der Besuch des Areopag sein, wo vor fast 2.000 Jahren der Apostel Paulus eine seiner bedeutendsten Reden hielt. Dabei wollten der Papst und Christodoulos eine gemeinsame Europa-Erklärung veröffentlichen. Der Besuch an den Stätten des Apostels Paulus ist Anlass der 93. Auslandsreise von Johannes Paul II. (Ende)
K200102799
4. mai 2001