Gläubige der monotheistischen Religionen sollen zum Frieden im Heiligen Land beitragen - Eindrucksvolle Messfeier im Stadion der syrischen Hauptstadt wurde direkt über Radio und Fernsehen übertragen
Damaskus, 6.5.01 (KAP) Papst Johannes Paul II. hat von Damaskus aus Christen, Muslime und Juden aufgerufen, gemeinsam zum Frieden und zur Einhaltung des Völkerrechts im Nahen Osten beizutragen. In seiner Predigt vor mehr als 50.000 Gläubigen im Abbassyne-Stadion der syrischen Hauptstadt appellierte der Papst an die Anhänger der drei großen monotheistischen Religionen, sich dafür einzusetzen, dass "bald der Tag kommt, an dem in diesem heiligen Land die legitimen Rechte aller Völker respektiert werden" und die Menschen in Frieden und gegenseitigem Verständnis leben können. Der katholische Gottesdienst im Stadion von Damaskus wurde vom syrischen Rundfunk direkt in Radio und Fernsehen ausgestrahlt und über "Mondovision" auch in andere Länder übertragen.
Anders als am Tag zuvor in Athen hatten die staatlichen Behörden für den Gottesdienst ein Sportstadion zur Verfügung gestellt, um möglichst vielen Menschen die Teilnahme an der Eucharistiefeier zu ermöglichen. Bei dem Gottesdienst waren auch Repräsentanten der syrischen Regierung, die Patriarchen und Bischöfe der anderen christlichen Kirchen und geistliche Vertreter der Muslime anwesend. Die Christen stellen in Syrien - ursprünglich das erste hundertprozentig christliche Land der Welt - auch heute noch zwischen 10 und 15 Prozent der Bevölkerung.
In seiner Predigt rief der Papst die Christen des Landes auf, dem Beispiel des Apostels Paulus zu folgen, der vor fast 2000 Jahren nach seiner Bekehrung in Damaskus seine Missionstätigkeit begonnen hatte. Wie Paulus seien auch die Gläubigen heute aufgefordert, die christliche Botschaft in der Sprache der jeweiligen Kultur zu verkünden, ohne ihren Sinn zu verfälschen. Nachdrücklich ermutigte Johannes Paul II. die Christen Syriens, durch ihr Wort und ihr Leben Zeugnis für den Glauben in ihrer Gesellschaft abzulegen. Der Papst lobte die in Syrien weit fortgeschrittenen ökumenischen Initiativen der getrennten christlichen Kirchen.
Die mit Rom verbundenen ("unierten") Kirchen des Ostens ermunterte der Papst, auf ihre "großen liturgischen und geistlichen Traditionen der Ostkirchen" stolz zu sein. Sie gehörten zum "Erbe der einzigen Kirche Christi" und könnten "Brücken zwischen den unterschiedlichen Sensibilitäten" schlagen. Vor dem Hintergrund einer anhaltenden Auswanderung von Christen aus dem Nahen Osten mahnte Johannes Paul II. die Christen, im Land zu bleiben und dort ihren Glauben zu leben. Die christliche Identität bestehe in der Fähigkeit, auf andere zuzugehen. Die furchtlose Öffnung zur Welt gehöre zur Berufung der Christen, betonte der Papst. Die Christen sollten am Aufbau einer brüderlichen, gerechten und solidarischen Gesellschaft teilnehmen, in der die Menschenwürde und die Grundrechte vollständig respektiert werden.
Der griechisch-katholische ("unierte") Patriarch von Antiochien, Gregorios III. Laham, hatte in seiner Begrüßung das Wort des Papstes von den beiden "Lungenflügeln" (dem westlichen und dem östlichen) aufgegriffen, mit denen die Kirche atmen müsse. Als der Patriarch zuerst auf englisch und dann auf polnisch ausrief: "John Paul Two we love you" (Johannes Paul II., wir lieben dich), stimmten die Gläubigen spontan ein.
Die Liturgie im Stadion folgte dem lateinischen Ritus in arabischer Sprache, doch waren Elemente aus der byzantinischen Tradition eingefügt, wie etwa die Evangeliums-Prozession. Die Fürbitten wurden nicht nur in arabischer Sprache gesprochen, sondern auch auf armenisch, aramäisch und chaldäisch. Der Papst tauschte den liturgischen Friedensgruß nicht nur mit den katholischen Patriarchen und Bischöfe, sondern auch mit den orthodoxen Hierarchen, an der Spitze dem griechisch-orthodoxen Patriarchen von Antiochien, Ignatios IV. Hazim, und dem syrisch-orthodoxen Patriarchen von Antiochien, Mar Ignatios Zakka I. Iwas.
Beim anschließenden "Regina Caeli"-Gebet brachte Johannes Paul II. sein Bedauern zum Ausdruck, dass er nicht länger in Syrien bleiben und einen der großen marianischen Wallfahrtsorte des Landes wie Sednaya oder Homs besuchen könne.
Kathpress
6. mai 2001