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Publisert 21. september 2001 | Oppdatert 21. september 2001

Gefahr größer als beim Golfkrieg 1991 - Silvestrini: Moderate Muslime nicht in die Hand von Extremisten treiben

Rom-Bonn-Genf, 21.9.01 (KAP) Nach den Terroranschlägen von New York und Washington hält der Mailänder Kardinal Carlo Maria Martini eine Ausweitung des Konflikts für denkbar. Diese Gefahr sei heute größer und realer als beim Golfkrieg 1991, sagte der Erzbischof von Mailand in einem Interview mit der Tageszeitung "Corriere della Sera". Als positive Signal wertete er unterdessen, dass die USA auf einen sofortigen Militärschlag verzichtet hätten, um schuldlose Opfer zu vermeiden. Mit einem präzisen Schlag die Flammen des Terrorismus auszulöschen, sei eine Pflicht, aber dies sei etwas anderes, als breite Kriegsaktionen zu starten. Denn "Gewalt löst andere Gewalt aus und würde den Konflikt auf andere Nationen ausweiten", so der Kardinal.

Martini wandte sich in dem Interview gegen eine Identifizierung von Gewalt und Religion. Der Papst habe im Heiligen Jahr um Vergebung für die frühere Anwendung und Rechtfertigung von Gewalt seitens der Kirche gebeten. Wenn Gewalt sich eines "religiösen Umhangs" bediene, sei dies eine Verirrung. In einem Interview mit der Zeitung "La Repubblica" betonte Martini, es reiche nicht, die Flammen des Terrorismus auszulöschen. Zugleich müsse man sich für eine Überwindung der Armut in der Welt einsetzen, um zu Frieden zu gelangen.

Muslime nicht "kriminalisieren"

Vor einer "Kriminalisierung" der Muslime in Folge der Terroranschläge in den USA warnte der italienische Kurienkardinal und Orientexperte Achille Silvestrini. Der Islam sei eine bedeutende Kraft von Marokko bis Indonesien und trete in unterschiedlichsten Schattierungen auf, sagte der frühere "Außenpolitiker" und Präfekt der Ostkirchen-Kongregation gegenüber der Tageszeitung "La Stampa" vom Freitag. Man sollte sich um gute Beziehungen zum Islam bemühen und "nicht die Moderaten in die Arme der Extremisten treiben".

Es wäre das schlimmste, den Islam pauschal als Verbrecherbande abzustempeln, führte Silvestrini aus. Zwar würden die Muslime durch gemeinsame Anschauungen und religiöse Prinzipien verbunden. Im Innern des Islam gebe es jedoch starke Gegensätze. Silvestrini plädierte für eine gemeinsame Botschaft der Brüderlichkeit der christlichen Kirchen an die Muslime, in der sie erklärten: "Wir sind nicht gegen euch, wir halten den Islam für eine respektable religiöse Kraft", so der Kardinal.

"Mehr Realitätssinn im Dialog der Religionen"

Für mehr Nüchternheit und Realitätssinn im Dialog mit den Religionen plädierte der Kölner Erzbischof, Kardinal Joachim Meisner. Er habe den Eindruck, dass dieser Dialog nicht selten mit einem "gehörigen Maß an Naivität" geführt werde, sagte Meisner der "Bild-Zeitung" (Freitagausgabe).

Unter Bezug auf die Terroranschläge in den USA sagte der Kardinal, es müsse zwischen den islamischen Terroristen und dem Islam als Religion unterschieden werden. Aus den Taten einiger weniger Terroristen einen Krieg der Kulturen zu folgern wäre "sicherlich zu weit gegriffen". Der Unterschied zwischen den Religionen sollte indes ernst genommen werden. Das Christentum unterscheide sich vom Islam durch ein anderes Gottes- und Menschenbild.

Als Reaktion auf den Terror darf nach Ansicht des Kölner Kardinals jetzt nicht das Motto "Auge um Auge, Zahn um Zahn" stehen. Wohl aber gehe es um Gerechtigkeit und um eine Form der Selbstverteidigung. Die Gerechtigkeit müsse wieder hergestellt und die Schuldigen ihrer gerechten Strafe zugeführt werden. Als Christen sollten "wir hier für unsere Verantwortlichen in der Politik beten, dass sie den rechten Weg finden und sich nicht von Rachegedanken, sondern vom Streben nach Gerechtigkeit leiten lassen", so Meisner.

Appell von Hochkommissar Lubbers

Der UNO-Flüchtlings-Hochkommissar Ruud Lubbers hat unterdessen an die Nachbarstaaten Afghanistans appelliert, ihre Grenzen für Flüchtlinge zu öffnen. Die ganze internationale Gemeinschaft müsse bereit sein, den Flüchtlingen humanitäre Hilfe zu gewähren, sagte Lubbers in Genf. Bereits seit Jahren seien Millionen Afghanen wegen Menschenrechtsverletzungen, Dürre und Hunger aus ihrem Land geflohen. In der gegenwärtigen Situation gebe es umsomehr Gründe, den Flüchtlingen zu helfen. Laut Lubbers bereitet sich das UN-Flüchtlingshilfswerk darauf vor, bei einer möglichen militärischen Konfrontation in Afghanistan Hilfe zu leisten.

Kathpress
21. september 2001

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