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Publisert 3. oktober 2001 | Oppdatert 3. oktober 2001

Initiative der internationalen Sant'Egidio-Gemeinschaft - Kardinal Martini: "11. September eine Herausforderung wie die Kuba-Krise"

Rom, 3.10.01 (KAP) Mit Appellen zum Dialog zwischen Islam und Christentum und gegen eine Eskalation der Gewalt ist am Mittwoch in Rom ein zweitägiges Gipfeltreffen von Vertretern beider Religionen eröffnet worden. Das hochkarätig besetzte Treffen findet auf Einladung der internationalen Sant'Egidio-Gemeinschaft statt und geht am Donnerstagabend mit einem interreligiösen Gebet im römischen Stadtteil Trastevere zu Ende. Thema des Gipfels ist der Stand der Beziehungen zwischen Islam und Christentum nach den Terroranschlägen vom 11. September. Sprecher beider Religionen plädierten in der Eröffnungssitzung für eine Fortsetzung des Dialogs und gegen eine Gleichsetzung von Religion und Gewalt.

Der prominenteste christliche Redner des Treffens, der Mailänder Kardinal Carlo Maria Martini, nannte in seinem Beitrag die Zeit nach den Terroranschlägen einen "schmerzhaften, sensiblen und schwierigen Moment" in der Geschichte. Die Menschheit sehe sich vor einer "großen und dramatischen Herausforderung", die mit der Kubakrise des Jahres 1962 zu vergleichen sei. Martini appellierte an die Verantwortlichen, in der jetzigen Lage auf die eigene Sprache zu achten. Der Terrorismus müsse ausgelöscht werden, ohne dass dabei eine neue Kette des Hasses entstehe. Damit nicht die dunklen Kräfte die Oberhand gewännen, sei es notwendig, Hass und Gewalt auch in den eigenen Worten und Gedanken zu überwinden.

Insbesondere wandte sich Martini gegen Vereinfachungen und Feindbilder und warnte, niemand dürfe vom anderen zum Sündenbock gemacht werden. Der Kardinal erinnerte an die Aufrufe von Papst Johannes Paul II. zum Dialog der Kulturen und Religionen bei seiner jüngsten Reise nach Kasachstan und sagte, allein der Dialog entspreche dem Respekt vor dem jeweils anderen, der Dialog sei der Schlüssel zum Frieden.

Gegen Hass-Predigten

Der Sekretär des päpstlichen Rats für den interreligiösen Dialog, Bischof Michael Fitzgerald, bezeichnete den 11. September als ein epochales Datum. Es sei notwendig, sowohl dessen Vorgeschichte zu verstehen als auch Konsequenzen daraus zu ziehen. Eine der wichtigsten Lehren aus den Ereignissen sei die Einsicht, dass die Zusammenarbeit zwischen den religiösen Führern verstärkt und konkretisiert werden müsse. Im Schulunterricht, in Predigten und in den Medien müsse der gegenseitige Respekt der Religionen verstärkt werden. Religiöse Führer müssten darüber wachen, dass keine Aufrufe zu Hass und Gewalt aus den eigenen Reihen verbreitet würden.

Der französische Kurienkardinal Roger Etchegaray erinnerte daran, dass die Freiheit nicht ein Privileg bestimmter Völker sei, sondern zum Erbe der gesamten Menschheit gehöre. Doch Freiheit könne nicht von außen gegeben werden, sie müsse im Westen wie im Orient erlernt und durch Selbstbeherrschung und Askese gemeistert werden. Die Freiheit sei für gläubige Christen und Muslime eine der schwersten Aufgaben, weil der Glaube eine totale Unterwerfung unter den Willen Gottes bedeute.

Terrorismus im Islam nicht erlaubt

Der in Katar lebende ägyptische Theologe Scheich Jusuf Al-Karadawi erinnerte in seinem Beitrag daran, dass der Islam die Tötung schuldloser Zivilisten nicht gestatte. Blutvergießen sei nur erlaubt als Form der Selbstverteidigung gegen einen bewaffneten Angriff. Ein wirklicher Muslim könne terroristische Akte wie die vom 11. September nicht begehen, die unerlaubte Tötung von Menschen sei eine der größten Sünden im Islam.

Al-Karadawi betonte, die beste Methode, den Terrorismus einzudämmen, bestehe in der Bekämpfung seiner Ursachen. Dazu gehöre die Überwindung der Unterdrückung und die Lösung anstehender Fragen wie etwa des Palästinakonflikts. Mit Nachdruck wies der Gelehrte die Deutung der gegenwärtigen Krise als "Zusammenprall der Kulturen" zwischen Islam und Christentum zurück. Mit dieser Vision bestehe die Gefahr einer Rückkehr in die Denkweise der Kreuzzüge. Vernünftige Menschen beider Religionen müssten sich darum bemühen, dieses Feuer zu löschen, das alles zu verschlingen drohe.

Kathpress
3. oktober 2001

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