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Publisert 12. oktober 2001 | Oppdatert 12. oktober 2001

Ziel muss Wiederherstellung von Gerechtigkeit und Abwehr weiterer Attentate sein - Dennoch Sorge angesichts der "Logik der Gewalt"

Paris, 12.10.01 (KAP) Der vatikanische "Außenminister", Erzbischof Jean-Louis Tauran, hat die Vergeltungsschläge der USA und Großbritanniens auf Ziele in Afghanistan gebilligt. "Alle anerkennen heute, dass die Regierung der USA ihr Recht auf legitime Verteidigung ausübt, um ihre Mitbürger zu schützen", sagte Tauran in einem am Freitag veröffentlichten Interview der französischen katholischen Tageszeitung "La Croix".

Voraussetzung sei, dass genau definierte Ziele angegriffen würden und die Zivilbevölkerung geschont werde. Die Haltung des Vatikans sei, dass als Antwort auf die Attentate vom 11. September keine Rachehandlungen erfolgen dürften, sondern "Akte der Gerechtigkeit, um das erlittene schwere Unrecht wieder gut zu machen" und weitere Attentate abzuwehren.

Tauran erinnerte daran, dass erst nach Ausschöpfung aller politischen, diplomatischen und finanziellen Mittel an einen Rückgriff auf Gewalt gedacht werden dürfe. Im Gegensatz zum Golfkrieg von 1991 habe man sich diesmal die Zeit genommen, um die Lage zu bewerten und nicht unter dem Eindruck von Gefühlen zuzuschlagen. Beim Golfkrieg sei zuerst die militärische Option ergriffen worden statt zu verhandeln.

Warnung vor Logik der Gewalt

Der Vatikan-Außenminister äußerte zugleich Sorge angesichts der "Logik der Gewalt", die durch den Waffengebrauch ausgelöst werden könnte. Dies sei immer "ein Risiko für die Menschheit". Die Militäraktion der USA sei jedoch eine Antwort auf einen terroristischen Angriff, der Völker- und Menschenrecht gebrochen habe. "Wir haben unsere Gesprächspartner immer daran erinnert, dass die Erziehung der Menschen zu Vergebung und Liebe das Werk der Gerechtigkeit begleiten muss", unterstrich der Erzbischof.

Der Vatikan-Außenminister rief in dem Interview zugleich zu konkreten Resultaten im Nahost-Friedensprozess und zur Schaffung eines "lebensfähigen palästinensischen Staates" auf. Einer der Gründe für die derzeitige Krise sei "das Versanden" des Friedensprozesses für das Heilige Land. Nötig sei die Rückkehr an den Verhandlungstisch. Der Erzbischof wies zugleich die These von einem "Konflikt der Kulturen" zurück. "Islamisch geprägter Terrorismus ist eine Perversion des Islam", so Tauran wörtlich.

Dagegen schätze die katholische Kirche den authentischen Islam des Gebets und der Solidarität mit den Armen. Christen könnten nicht rechtfertigen, dass die Religion politisch missbraucht werde. Nötig sei ein Dialog der Kulturen. Der Erzbischof erinnerte daran, dass Terrorismus, Armut in weiten Teilen der Welt, ungelöste Konflikte sowie die Waffenarsenale ein Zeugnis für den Zustand der Not und der Sünde der gegenwärtigen Welt seien.

Kathpress
12. oktober 2001

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