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Publisert 26. januar 2002 | Oppdatert 26. januar 2002

Auf dem interreligiösen Friedenstreffen wurde ein neues Zeichen der Verbundenheit unter den Religionen gesetzt

"Kathpress"-Korrespondentenbericht von Ludwig Ring-Eifel

Assisi, 25.1.02 (KAP) Ungewöhnliches hat sich beim ersten interreligiösen Friedenstreffen des neuen Jahrtausends in Assisi ereignet. Im Inneren des Klosters des heiligen Franziskus warfen sich Muslime auf Gebetsteppichen nieder und riefen "Allahu Akbar" (Gott ist groß). Zur gleichen Zeit verbeugten sich japanische Shintoisten mit weißen liturgischen Gewändern und eindrucksvollen Kopfbedeckungen vor einem Schrein und murmelten ihre Gebete. Auch diese Veranstaltung fand im Konvent des Heiligen statt. Einen Raum weiter meditierte ein buddhistischer Mönch.

Für die traditionalistischen, von der katholischen Kirche abgespaltenen Lefebvre-Anhänger, die bereits gegen des erste Assisi-Friedenstreffen von 1986 protestiert hatten, war das zu viel. Für sie bedeutete es eine Entweihung des heiligen Ortes, an dem Franziskus gewirkt hat. Daran konnten auch die Beteuerungen des Papstes nichts ändern, dass es weder Relativismus noch Religionsvermischung sei, was da vor sich gehe. Schließlich beteten die Anhänger der unterschiedlichen Religionen in verschiedenen Räumen.

Auch die Entscheidung von Kardinal Joseph Ratzinger, des Präfekten der vatikanischen Glaubenskongregation, in letzter Minute doch noch mit nach Assisi zu reisen und damit den Eindruck zu vermeiden, er missbillige die spektakuläre Friedens-Geste des Papstes, konnte die Traditionalisten nicht beruhigen.

Doch der Papst ließ sich von der Kritik nicht entmutigen. Seine Stellung als geistlicher Vorreiter in der zerstrittenen Christenheit und als über die Grenzen der Kirche hinaus respektierter Friedensmahner wurde durch das Treffen gestärkt. Schon die Tatsache, dass alle Teilnehmer einschließlich so sensibler Dialogpartner wie der Orthodoxen aus Moskau oder der Vertreter der Reformierten die Einladung nach Assisi angenommen hatten, war ein Erfolg. Mit dem gemeinsamen Pilgern nach Assisi konnte Johannes Paul II. eine neue Geste der Verbindung unter den Religionen setzen.

Symbolträchtiges Wetter

Den aus allen Erdteilen angereisten Fernsehteams bot sich ein unerwartetes Bild: Der Vorplatz der Franziskus-Basilika von Assisi war komplett überdacht, die glitzernde Konstruktion aus Leichtmetall und Plastik schirmte den romantischen Platz am Fuß der gotischen Basilika vollständig ab und ließ einen Raum mit dem unterkühlten Charme einer Mehrzweckhalle entstehen. Das seit Wochen anhaltende kühle Winterwetter sei Schuld, sagten die Techniker, die noch bis wenige Stunden vor der Ankunft des Papstes und seiner Gäste Verbindungen schraubten, Kabel verlegten und Heizstrahler testeten.

Die Symbolik sprang ins Auge: Das Dach der improvisierten Vorhalle bot den mehr als 200 Geistlichen aus zwölf Weltreligionen Schutz vor Regen und Kälte, doch erinnerte es gleichzeitig daran, dass der Friede zwischen den Religionen keine einfache Sache ist. Religiöse Symbole fehlten völlig. Die Würdenträger mit ihren Gewändern in den unterschiedlichsten Farben und Stoffen, die Patriarchen und Metropoliten mit ihren würdigen Bärten - sie alle saßen vor einem schmucklosen bordeauxroten Hintergrund. Eine ebenfalls religionsneutrale hölzerne Kanzel diente als Lesepult, einzig ein großer Olivenbaum und Blumen durften den Raum schmücken.

Erstaunlich war auch, mit welcher Selbstverständlichkeit der Papst als der Sprecher des gemeinsamen Friedensanliegens akzeptiert wurde. Wie selbstverständlich war es auch, dass der Papst die längste, von allen Teilnehmern heftig beklatschte Ansprache hielt und dass er darin sogar versteckte Kritik an manchen Predigern anderer Religionen üben durfte, indem er von allen Glaubensrichtungen eine "absolut eindeutige und radikale Absage an jegliche Form der Gewalt" forderte.

Am Ende seiner Rede kam Johannes Paul II. dann auch noch das schlechte Wetter zu Hilfe, um seine eindringliche Botschaft zu unterstreichen. Starke Windböen fegten trotz schützender Plastikbahnen in die Hallen-Konstruktion, und Johannes Paul II. schien dankbar für diesen Kontakt mit der rauen Realität, die das Künstliche der Begegnung für einen Moment außer Kraft setzte. "Auch der Wind will mitreden", erklärte er lachend und deutete das nach biblischer Tradition als ein Symbol für das Wehen des Heiligen Geistes.

Zwei Repräsentanten aus Österreich

Zu den Vertretern der verschiedenen Konfessionen und Religionen, die im Anschluss an die Rede des Papstes ihre Ansprachen hielten, zählten von katholischer Seite die Gründerin und Präsidentin der Fokolarbewegung, Chiara Lubich, und der Gründer der Basisbewegung "Sant'Egidio", Andrea Riccardi. Beide sind in der interreligiösen Verständigung engagiert. Lubich nannte die vier Dialoge als Wege des Friedens: innerkirchlich, innerchristlich, unter den Religionen und mit areligiösen Menschen guten Willens. Riccardi hob hervor, es gebe nur einen "heiligen Frieden", nie aber einen "heiligen Krieg".

Zwei der offiziellen Repräsentanten kamen aus Österreich: der Wiener bulgarisch-orthodoxe Bischofsvikar Iwan Petkin und die - aus Indien stammende - Wiener Quäkerin Hamsa Eichler. Bemerkenswert auch die Teilnahme des Jerusalemer Rabbiners David Rosen und von W.D. Mohammed von den Black Muslims.

Nach einem Gebet in getrennten Räumen des Franziskaner-Konvents stand dann ein gemeinsames Essen im Kloster an. Auch dort war im Zeichen des Respekts vor den unterschiedlichen Speisevorschriften wieder strikte Neutralität angesagt. Ein Mitarbeiter des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen erläuterte das Dilemma: Weder Fleisch noch Fisch noch Wein waren möglich, denn keine Empfindlichkeit sollte verletzt werden. Blieb als Ausweg eine Gemüsesuppe. Beim ersten Gebetstreffen von Assisi 1986 hatte es dieses Problem nicht gegeben: Das Treffen war von vorneherein als gemeinsamer Fasttag angesetzt worden.

Bei der Schlussveranstaltung betraten schließlich die Quartiergeber des Treffens, die Franziskaner, erstmals die öffentliche Bühne. Jeder der Repräsentanten auf dem Podium bekam von einem Franziskaner - sie kamen aus den verschiedenen Zweigen des Ordens - eine Schale mit einem Friedenslicht überreicht, bevor die gemeinsame Friedensbotschaft verlesen wurde. Bewegend waren auch die Bilder, als am Ende die Vertreter aller Religionen mit dem Papst den Friedensgruß tauschten. Diese Gesten sprachen für sich.

Johannes Paul II. suchte schließlich noch das Grab der heiligen Klara und das Sterbehaus des heiligen Franziskus auf. Zusammen mit den übrigen Teilnehmern des interreligiösen Friedensgipfels trat er nach siebenstündigem Aufenthalt in Assisi vom Bahnhof "Santa Maria degli Angeli" die Rückfahrt in den Vatikan an.

Jugend als "Vorposten des Friedens"

Welchen Einfluss die Gesten von Assisi auf den Frieden wirklich haben werden, steht auf einem anderen Blatt. Der Papst zeigte sich am Ende des Treffens überzeugt, dass "Assisi noch einmal Ursprung erneuerter Hoffnung geworden ist". Er brachte die Hoffnung zum Ausdruck, dass von der umbrischen Stadt aus abermals eine breite Friedensbewegung ausgehen werde.

Besondere Erwartungen richtete er dabei nicht nur an die geistlichen "Profis" des interreligiösen Dialogs, sondern vor allem an die Jugend. Im dritten Jahrtausend seien die jungen Menschen aller Religionen aufgefordert, Vorposten des Friedens zu sein. Einen Vorgeschmack dieser Bewegung hatten mehrere tausend Jugendliche am Mittwochabend in den Kirchen von Assisi gegeben. Sie pilgerten, sangen und beteten für den Frieden, und sie harrten die ganze Nacht hindurch aus, der Kälte und den Zweifeln trotzend.

Kathpress
25. januar 2002

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