Präfekt der Glaubenskongregation weist Bedenken zurück, solche Friedenstreffen gefährdeten die christliche "Identität"
Rom, 20.2.02 (KAP) Der Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation, Kardinal Joseph Ratzinger, hat das Gebetstreffen der Weltreligionen für den Frieden am 24. Jänner in Assisi als ein "glanzvolles Zeichen der Hoffnung" gewürdigt. In einem Leitartikel für die jüngste Ausgabe der italienischen Monatszeitschrift "Trenta giorni" schreibt Ratzinger, die gemeinsame Zugfahrt der Religionsführer nach Assisi, an der auch er teilgenommen hatte, sei für ihn wie ein Symbol der menschlichen "Pilgerreise durch die Geschichte" gewesen. Am Tag von Assisi sei für einen Augenblick die "Gegenwart der Kraft Gottes, der Kraft des Friedens" erfahrbar gewesen.
Ratzinger betont, bei dem Treffen, zu dem Papst Johannes Paul II. geladen hatte, habe es sich nicht um eine Selbstdarstellung von untereinander austauschbaren Religionen gehandelt. Es sei nicht darum gegangen, eine Gleichheit zwischen den Religionen zu behaupten, die nicht existiere. Assisi sei vielmehr der Ausdruck eines "Weges und einer Suche" nach Frieden gewesen. Die Repräsentanten der Religionen hätten bei dem Treffen mit ihrer Verpflichtung zum Frieden in Gerechtigkeit innerhalb ihrer eigenen Grenzen einen Weg eingeschlagen, der für alle ein Weg der Reinigung sein müsse. Das gelte auch für die Christen.
Kein Verlust der christlichen Identität
Wenn die Christen nach dem Vorbild des heiligen Franziskus den Frieden suchten, bräuchten sie nicht den Verlust ihrer Identität zu fürchten, betonte der Kardinal, vielmehr würden sie diese genau dann finden. Wenn andere sich den Christen auf der Suche nach Frieden und Gerechtigkeit anschlössen, müssten diese nicht befürchten, dass die Wahrheit von "schönen Phrasen" mit Füßen getreten werde. Wenn sich Christen ernstlich auf den Frieden hin bewegten, befänden sie sich auf dem richtigen Weg, weil dies der Weg Gottes sei.
Kathpress
20. februar 2002