Madrid, 10.4.03 (KAP) Der spanische «Verein zur Wiedergewinnung des historischen Gedächtnisses» (ARMH) fordert von der katholischen Kirche eine Vergebungsbitte für Zusammenarbeit während der Franco-Diktatur. In einem am Donnerstag in Madrid bekannt gewordenen Brief von ARMH an die Apostolische Nuntiatur wird eine entsprechende «symbolischen Geste» von Papst Johannes Paul II. während dessen Spanienbesuch Anfang Mai verlangt. Einer solchen Entschuldigung sollte sich auch die Bischofskonferenz anschließen.
Die Vereinigung bemüht sich, im ganzen Land die Ermordeten des Bürgerkriegs zu finden und zu identifizieren. Bis zu 30.000 Republikaner seien immer noch in anonymen Massengräbern beerdigt.
Vor einigen Monaten hatte erstmalig das Parlament die Verbrechen an den republikanischen Opfern öffentlich verurteilt. ARMH fordert die Bischöfe auf, alle Gedenktafeln an Kirchen abzumontieren, auf denen nur die auf der Franco-Seite Gefallenen genannt, die republikanischen Kriegsopfer aber vergessen würden.
Dr Vorsitzende der Bischofskonferenz und Madrider Erzbischof Kardinal Antonio Maria Rouco hatte vor einigen Monaten abgelehnt, für Fehler der Kirche während des Bürgerkrieges und der Franco-Diktatur um Vergebung zu bitten. Zum einen sei die Kirche selbst Opfer gewesen, rund 700 Priester und Ordensleute seien ermordet worden. Zum anderen sei es für Katholiken üblich, Gott und nicht die Mitmenschen um Vergebung für Verfehlungen zu bitten.
Johannes Paul II. reist am 3. und 4. Mai nach Spanien. Höhepunkt wird die Seligsprechung von fünf Ordensleuten in Madrid. Unter den künftigen Seligen ist auch ein Märtyrer des spanischen Bürgerkriegs.
Kathpress
10. april 2003