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Publisert 12. november 2003 | Oppdatert 12. november 2003

Ministerpräsident Parts: «Ein historisches Ereignis» - Moskauer Patriarch hofft auf Aufbau einer «harmonischen Gesellschaft», in der alle Menschen gleiche Rechte haben

Tallinn, 29.9.03 (KAP) Als «historisches Ereignis» hat der estnische Ministerpräsident Yuhan Parts den Pastoralbesuch des Moskauer Patriarchen Aleksij II. in dessen baltischem Heimatland bezeichnet. Aleksij II. - ein geborener Baron Ridiger, Sohn eines orthodoxen Erzpriesters - hatte fast 30 Jahre die russisch-orthodoxe Diözese Tallinn geleitet. Der jetzige Heimatbesuch des Moskauer Patriarchen wurde erst möglich, nachdem die estnische Regierung die russisch-orthodoxe Kirche im Land anerkannt hatte. In der estnischen Orthodoxie war es zu Beginn der neunziger Jahren zu einer dramatischen Spaltung gekommen: Die autonome orthodoxe Kirche der Zwischenkriegszeit kehrte nach der Unabhängigkeitserklärung nach Estland zurück und unterstellte sich neuerlich dem Patriarchat von Konstantinopel. Die nationalistischen Regierungen der frühen neunziger Jahre wollten nur diese Kirche als orthodoxe Landeskirche anerkennen und dieser Kirche auch den beträchtlichen Immobilienbesitz der estnischen Orthodoxie überschreiben. Nach langen Auseinandersetzungen zwischen Moskau und Konstantinopel kam es zu einer Übereinkunft, die den Aufbau von zwei parallelen Jurisdiktionen in Estland vorsieht.

Patriarch Aleksij II. sagte nach der Begegnung mit Parts vor Journalisten, es sei im Gespräch vor allem «um die gleichen Rechte aller orthodoxen Gläubigen in Estland unabhängig von der Jurisdiktion» gegangen. Noch seien nicht alle Probleme im Hinblick auf die Rechte der Moskauer Kirche in Estland gelöst, aber er hoffe, dass dies «mit Hilfe der neuen estnischen Regierung gelingen» werde, sagte der Patriarch. Aleksij II. bezeichnete es als «schweren Fehler» der estnischen Politiker der frühen neunziger Jahre, dass sie «den großen russischen Bevölkerungsanteil und die orthodoxe Kirche als minderwertig betrachtet» hätten.

In seiner offiziellen Ansprache bei der Begegnung mit Parts hatte der Patriarch betont, er sei sicher, dass die neue Generation estnischer Politiker imstande sein werde, die in den letzten Jahren aufgehäuften Probleme zu lösen. Es gehe darum, in Estland eine «harmonische Gesellschaft» aufzubauen, in der alle Menschen - «unabhängig von sprachlicher, nationaler oder kultureller Zugehörigkeit» - sich als gleichberechtigt fühlen.

Die estnischen Orthodoxen, die dem Moskauer Patriarchat die Treue halten, dürften nicht länger frustriert werden, wie es zehn Jahre hindurch der Fall gewesen sei, betonte Aleksij II. Den herzlichen Empfang in Tallinn betrachte er als Unterpfand dafür, dass die neue estnische Regierung entschlossen sei, die Bürgerrechte aller in Estland lebenden Menschen zu verwirklichen.

Die Frage der Nutzung der Kirchengebäude sei durch Übereinkünfte zwischen Moskau und Konstantinopel geregelt, unterstrich der Patriarch. Die Umsetzung dieser Übereinkünfte werde die «brüderlichen Beziehungen» zwischen den orthodoxen Gläubigen in Estland stärken und der Zivilgesellschaft im Land nützen. Ministerpräsident Parts betonte sein Verständnis für die Sorgen des Moskauer Patriarchen. Die estnische Regierung werde alles tun, um die noch bestehenden Probleme zu lösen.

Bei der Begegnung zwischen dem Patriarchen und dem estnischen Ministerpräsidenten wurde auch die Frage der ökumenischen Kooperation angeschnitten. Aleksij II. - der mehrere Jahre Vorsitzender der «Konferenz Europäischer Kirchen» (CEC) gewesen war - erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass in seiner Zeit als Metropolit von Tallinn der «Ökumenische Rat der Kirchen in Estland» - der erste seiner Art in der damaligen Sowjetunion - gegründet wurde. Dieser Ökumenische Rat sei ein wichtiges Beispiel für die Zusammenarbeit der verschiedenen christlichen Kirchen gewesen.

«Einheit und Frieden»

Der Moskauer Patriarch war am Donnerstagabend in Tallinn eingetroffen. Am Freitag stand er zunächst einem Gebetsgottesdienst in der Aleksander-Newskij-Kathedrale in der estnischen Hauptstadt vor (die prachtvolle Kathedrale war bereits in der Zwischenkriegszeit das Ziel von Attacken estnischer Nationalisten gewesen, die allen Ernstes ihren Abriss verlangten). In seiner Predigt sagte Aleksij II., er bete für Estland und seine Menschen nicht nur, weil es sein Heimatland sei und weil er hier so viele Jahre seinen geistlichen Dienst geleistet habe. Er bete für Estland, weil die russischen Menschen dem baltischen Land «Gottes Segen, Einheit und Frieden» wünschen.

Anschließend hielt Aleksij II. ein Requiem am Grab seiner Eltern. Die Familie hatte schwer unter den politischen Turbulenzen ab 1917 zu leiden. Es sei für ihn eine schwere Last gewesen, dass er seit der elf Jahre nicht am Grab der Eltern beten konnte, sagte der Patriarch. Aleksij II. erinnerte daran, dass es in sowjetischer Zeit nicht möglich war, das Grab der Eltern mit einem Kreuz zu schmücken, weil christliche Gräber immer wieder von fanatisierten Jugendlichen unter Milizschutz devastiert wurden.

Am gestrigen Sonntag besuchte Aleksij II. das Maria-Himmelfahrts-Frauenkloster in Pjuchtitsa im östlichen Estland, wo er auch in der Hauptkirche die feierliche Liturgie zelebrierte. Der Heimatbesuch des Patriarchen geht am Dienstag zu Ende.

Kathpress
29. september 2003

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